SWR4 Abendgedanken

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17APR2020
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Wir hätten gern „Großer Gott, wir loben dich.“ sagt die Familie im Trauergespräch zu mir. Nächste Woche ist die Beerdigung und wir bereiten die Trauerfeier vor. Ich stutze, weil ich den Wunsch ungewöhnlich finde. Ein Lied, mit dem man Gott lobt, am Grab: Passt das?

„Großer Gott, wir loben dich.“ Ich kenne das Lied gut. Es wird oft in der Kirche gesungen und ist sehr alt. Man lobt Gott, der alles erschaffen hat, singt von Engeln und Aposteln, vom Himmelsthron und vom Glauben daran, dass Gott der Kirche beisteht. Ein feierliches Lied. Zu manchen Anlässen ist es nicht wegzudenken. Selbst bei Erstkommunion und Firmung, wo wir sonst eher modernere Lieder singen, kommt meistens doch noch „Großer Gott“: laut und inbrünstig. Eignet sich das für eine Beerdigung? 

Ich muss an meine Oma denken. Für verschiedene Anlässe hat sie das passende Geschirr. Bestimmte Teller und Tassen sind für normale Tage, sonntags gibt es etwas feineres Porzellan. Und dann gibt es für besondere Gelegenheiten und Feste noch das „gute“ Geschirr mit Goldrand. Das kommt nur zu wichtigen Anlässen auf den Tisch. Auch wenn das Essen bei Oma immer schmeckt, das Geschirr mit Goldrand macht das alles gleich festlicher und bedeutsamer. Ich glaube, so ist es auch mit „Großer Gott, wir loben dich“. Es ist sozusagen das Festtagsgeschirr der Kirche. Es gehört zu besonderen Anlässen dazu. 

Bei einer Beerdigung verabschieden wir uns von einem geliebten Menschen. Natürlich ist das traurig, aber wir erinnern uns auch an die gemeinsame Zeit, an Urlaube, an Familienfeste, an Dinge, die wir zusammen geschafft haben. Wir sind dankbar und feiern, was wir Schönes miteinander erlebt haben. Der Abschied auf dem Friedhof ist ein besonderer Anlass und wirklich ein Fest. Egal in welchem Rahmen es gefeiert wird. .Denn ich bin fest davon überzeugt, dass es nach dem Tod weitergeht. Dass ich auferstehe. Und ich glaube auch, dass ich bei Gott mit meinen Toten wieder zusammen sein werde. Und das ist doch wohl ein Fest. 

Wir haben bei der Trauerfeier „Großer Gott“ gesungen. Und obwohl jemand beerdigt wurde: laut und inbrünstig.

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