SWR3 Gedanken

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18APR2020
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Endlich gibt es sie wieder, die bunten Felder mit dem Schild: „Blumen zum Selbstschneiden“ Nebendran die einbetonierte Kasse, da soll man dann den Preis für die Blumen einwerfen, die man gepflückt hat. Dazu der Satz: „Nur gekaufte Blumen schenken Freude!“ Jedes Mal, wenn ich an so einem Selbstbedienungsfeld vorbeikomme, bin ich ein bisschen erleichtert. So ein Feld scheint sich immer noch zu rechnen, weil genug Leute ihre selbstgepflückten Blumen auch bezahlen – ganz ohne Auslasskontrolle oder Video-Überwachung. Ich finde das gut, dass ich von der Landwirtin oder dem Landwirt einen Vertrauensvorschuss bekomme. So komme ich immer an frische Blumen.

Ich mag solche Orte, an denen ich so einen Vertrauensvorschuss erhalte. Ein Mitbring-Buffet ist auch so etwas. Alle Leute bringen zum Buffet mit, was sie besonders gut können oder gerne machen, und so entsteht eine riesen Auswahl. Wenn viele was beisteuern, dann reicht es für alle, auch wenn jemand nicht dazu kommt, etwas vorzubereiten.

Natürlich besteht immer die Gefahr, dass mein Vertrauen auch missbraucht wird. Es heißt „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, aber wenn alles nur noch mit Kontrolle funktioniert, dann geht viel an Vertrauen verloren. Ich merke, wenn ich jemandem richtig vertrauen kann, egal ob ich die Person gut kenne oder nicht, dann tut das verdammt gut. Das fühlt sich viel besser an als Videoüberwachung und Sicherheits-Checks. Und weil ich ein echter Vertrauens-Fan bin, versuche ich, wo es geht, dem Vertrauen ein bisschen unter die Arme zu greifen. Blumenfelder zum Selbstschneiden oder ein Mitbring-Buffet, ich finde das sind klasse Beispiele dafür: Kontrolle ist gut, jemandem vertrauen können, besser.

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