SWR3 Gedanken

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12APR2020
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Heute an Ostern übe ich den Aufstand – gedanklich zumindest. Ich finde das tatsächlich rebellisch, was wir Christinnen und Christen da feiern. Sieht auf den ersten Blick in eine Kirche vielleicht gar nicht so aus, die Leute so brav in der Kirchenbank – oder zurzeit vor dem Gottesdienst-Live-Stream. Ich glaube aber, der eigentliche Sinn von Ostern ist das genaue Gegenteil von brav dasitzen.

In der Geschichte von Ostern geht es im Grunde um einen Aufstand. Jesus wurde ans Kreuz genagelt und ist gestorben. Und für die, die mit Jesus unterwegs waren, ist in dem Moment klar: Aus die Maus. Jesus liegt tot im Grab.

Drei Tage später sieht die Sache ganz anders aus. Die ersten, die das leere Grab sehen, sind überzeugt: Jesus lebt. Und weil der Tod bekanntlich ein ziemlich unschlagbarer Endgegner ist, gibt es eigentlich nur einen, der hinter diesem Aufstand gesteckt haben kann: Gott höchstpersönlich. Gott wollte die ganze Sache anscheinend so nicht stehen lassen. Ein Aufstand gegen den Tod also – von Gott angezettelt.

Mir macht die Auferstehungs-Geschichte Mut selbst aufzustehen und rebellisch zu sein. Gegen alle Sachen, die mich oder andere Menschen klein machen wollen. Gegen rechte Parolen zum Beispiel auf der Straße oder im Netz. Wenn ich das sehe oder höre, fühle ich mich zuerst wie gelähmt. Dann muss ich oft erst einmal Mut zusammensuchen. Aber dann kann ich aufstehen, mich zu Wort melden und dagegenhalten. Mit Argumenten, mit Leidenschaft und mit der Gewissheit, dass ich nicht alleine bin. Mich nicht klein kriegen lassen von Angstmache und Hetze – immer wenn mir das gelingt, dann ist das wie eine Art Auferstehung für mich.

Ostern heißt für mich, dass ich mich daran erinnere, dass Gott vor 2000 Jahren aufständisch war. Das stiftet mich jetzt noch dazu an, mir das Wort nicht verbieten zu lassen und auch aufzustehen.

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