SWR2 Wort zum Tag

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01APR2020
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Noch nie habe ich einen Menschen getroffen, der nicht aufblüht, wenn er gelobt wird. So gut tun Liebe und Anerkennung. In keinem Klima gedeihen wir besser. Gewiss kann der Start ins eigene Leben so schwer sein, dass man der Liebe anderer nicht glauben kann, noch nicht. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, sagt dann die Gegenstimme voller Verdacht. Aber mindestens der Sehnsucht nach weiß jeder Mensch: es gibt nichts Schöneres als wirklich gewollt zu sein. Wie schön Auf- und Ausblühen ist, wird uns derzeit üppig draußen in der Natur vor Augen gestellt: die Forsythien, die Magnolien und japanischen Kirschen, überhaupt die Blumen und die Zweige, und die Singvögel - welch pralle Lebensfülle.  Und das mitten in schwierigen Zeiten, im Wissen auch um gefährliche Krankheit und unentrinnbares Sterben. Offenkundig aber sind wir aufs Blühen gepolt und aufs fruchtbare Leben: warum sonst zaubert ein gutes Wort so viel Glanz aufs Gesicht, warum tut ein lieber Anruf so gut, und woher kommt der Wunsch, andere schenkend zu überraschen?   Warum überhaupt wird so viel Güte frei gesetzt mitten noch in der Bedrohung?

Derart auch innerlich aufzublühen, ist ein altes Bild für gute Verbundenheit – mit sich selbst, mit anderen, mit allem. Wie ein Motto heißt es z.B.  am Anfang der biblischen Psalmen: „Glückselig der Mensch, der sich an den Weisungen Gottes orientiert, der Tag und Nacht über sie nachsinnt. Er ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt, und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gelingen.“   Welch eine Ouvertüre – nicht nur zum Buch der Psalmen, sondern zum fruchtbaren Leben.  Man sollte solche Psalmen laut sprechen, und das öfter. Sie verändern den Blick in die Welt und aufs eigene Leben. Sie lassen uns aufblühen, denn wir geraten damit in die Strahlen dessen, der seine Sonne aufgehen lässt über Gutem und Bösem. Diese frühlingshaft österliche Zuversicht ist es, die wir alle brauchen. Die wünsche ich uns.

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