Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

31MRZ2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Kennen Sie Hiob? Das ist der mit den „Hiobs-Botschaften“. Hiob ist dieser Mann in der Bibel, den eine schreckliche Botschaft nach der anderen ereilt. Es ist unvorstellbar grausam: Erst verliert er seine sieben Kinder. Dann sein ganzes Hab und Gut. Und zuletzt auch noch seine Gesundheit: Sein ganzer Körper ist mit Geschwüren übersäht.

Und dabei hatte Hiob sich nie auch nur das Geringste zu Schulden kommen lassen. Im Gegenteil: Er ist der gerechteste, frommste und gläubigste Mensch, den man sich nur vorstellen kann.

Und ich nehme an, genau das macht Hiobs Frau auch so wütend, in ihrer grenzenlosen Trauer. Sie reagiert, wie viele Menschen, deren Schicksal völlig sinnlos scheint - gnadenlos, ungerecht und grausam:

Hiobs Frau schleudert Gott ihren geballten Zorn entgegen. Und wendet sich von ihm ab. Und wer könnte das nicht nachvollziehen...?

Hiobs Verhalten dagegen ist eigentlich übermenschlich:
Er nimmt das Unbegreifliche an. Und ist nicht einmal böse auf Gott; nur eben traurig. Und er sagt zu seiner Frau: „Das Gute haben wir gern von Gott empfangen. Sollten wir dann nicht auch das Schlechte annehmen?“

Ehrlich gesagt: Mir geht das viel zu schnell: So eine tiefe Einsicht, die muss doch erstmal reifen... Das braucht doch Zeit...

Hatten Sie schon mal das Gefühl: Womit habe ich das verdient – dass Gott mich so straft? Dann wissen Sie: es kann Jahre dauern, bis man sich mit seinem Schicksal versöhnt. Und manchmal geht es nie.

Es ist ein langer, mühsamer Weg, den inneren Frieden wiederzufinden. Die Entfernung ist so groß, wie die zwischen Hiob und seiner Frau. Und vielleicht muss man auch gar nicht bei Hiob ankommen und einverstanden sein mit dem Schicksal. Ich glaube aber, dass die Richtung stimmt. Wer nach Krisen und Sorgen neu anfängt, hat es wohl auf seine Weise angenommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30634
weiterlesen...