SWR3 Gedanken

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20MRZ2020
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Meine Tochter Gloria macht seit letzter Woche einen Schwimmkurs. Schon das Umziehen in der Umkleidekabine war Stress für mich.

Ich komme mit Gloria und ihren beiden jüngeren Schwestern in die volle Kabine rein und kaum sind wir drin, fängt Gloria auch schon an zu weinen. Sie will jetzt auf keinen Fall schwimmen lernen. Glorias kleine Schwester Franziska wittert gleich ihre Chance. Sie ruft durch die ganze Umkleidekabine: „Mama, Gloria will nicht, also kann ich doch mitmachen. Mama, ich will.“ Sofort erkläre ich ihr: „Nein, Franziska, auf keinen Fall. Der Schwimmkurs ist erst ab fünf und du bist erst vier. Man darf hier erst mit fünf schwimmen lernen.“ Da ruft uns ein Mädchen zu: „Ich bin aber auch erst vier, aber Mama hat mich einfach trotzdem angemeldet. Sie hat gesagt, das merkt doch niemand. “ Ups. Betretene Stille in der Umkleidekabine. Mir ist die Szene peinlich und ich sage zu dem Mädchen: „Naja, dann sollst du das bestimmt keinem verraten, dass du erst vier bist.“

Was für eine blöde Antwort, denke ich im Nachhinein. Aber ich ärgere mich auch über diese Mutter. Was bekommt das Mädchen denn da beigebracht? Das Kind in einen Schwimmkurs reinmogeln für den es eigentlich noch zu jung ist, das muss doch nicht sein. Aber genau das zu sagen, das habe ich mich dann auch nicht getraut. Wobei ich auch gar keine Zeit dafür hatte. In der Zwischenzeit hat sich nämlich meine jüngste Tochter mit ihren anderthalb Jahren neben mir komplett ausgezogen.

Kein Wunder. Kinder ahmen eben alles nach, was sie vorgemacht bekommen: dass man sich in der Umkleidekabine auszieht zum Beispiel. Oder dass man ruhig schummeln und mogeln kann, völlig egal wie die Regeln sind.

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