SWR3 Gedanken

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19MRZ2020
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Wegen einer Euro-Münze die ganze Wohnung auf den Kopf stellen? Das macht doch keiner. Aber ich kenne eine Geschichte, die genau davon handelt. Da sucht Lea ihr Ein-Euro-Stück und zwar überall. In allen Jackentaschen, unterm Schrank und sogar im Mülleimer. Sie sucht stundenlang. Und tatsächlich, irgendwann findet sie die Münze. Lea freut sich so sehr, dass sie bei ihren Nachbarn klingelt und auch ihre Freunde und Kollegen anruft. Am Abend gibt sie sogar eine spontane Privatparty – nur wegen der wiedergefundenen Euromünze.

Gut, die Geschichte klingt wirklich absurd, wegen eines einzigen Euros macht doch niemand so einen Aufstand. Zumindest kein Mensch, der irgendwie normal tickt.

Die Geschichte habe ich aus der Bibel. Jesus hat sie erzählt und er wollte damit klarmachen: so ist Gott, so wie Lea. Gott tickt nicht normal. Wenn Gott einen Menschen sucht, dann legt er sich unglaublich ins Zeug, weil er diesen einen Menschen unbedingt wiederfinden will. Wie Gott das genau macht, wenn er wieder mit jemandem in Kontakt kommen will? Schwer zu sagen, die Geschichte ist ja vor allem erstmal als Vergleich gemeint. Aber ich bin überzeugt davon, dass sich Gott auf jeden Fall eine Menge einfallen lässt.

Wenn Gott mich sucht, dann kann es sein, er zwingt mich mal zu einer ungewollten Pause. Wenn ich auf einen Kaffee verabredet bin und mein Kollege sich verspätet und ich deswegen eine halbe Stunde alleine im Café sitze. Wie ich so dasitze und endlich mal Zeit habe wird mir klar, wie viel Druck gerade in meinem Leben ist und was mir alles Sorgen macht. In dieser Pause fällt mir auf, dass ich schon lange nicht mehr gebetet habe. Also denke ich an Gott und sage innerlich: „Du bist ja auch noch da.“

Da im Café hat Gott mich wiedergefunden. Er sucht und sucht mich, so viel bin ich ihm wert.

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