SWR2 Wort zum Tag

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17MRZ2020
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Heute ist der equal –pay-day. Mit vielfältigen Aktionen macht er darauf aufmerksam, dass Frauen oft schlechter als Männer bezahlt werden, auch wenn sie die gleiche Arbeit tun. Vor allem in den Bereichen, in denen das Gehalt Verhandlungssache ist.

Ganz davon abgesehen, dass in vielen typischen Frauenberufen - etwa als Krankenschwester, Altenpflegerin oder Erzieherin - von vornherein weniger verdient wird. Dabei werden sie händeringend gesucht und schon im Ausland angeworben. Der Bedarf steigt, weil unsere Gesellschaft immer älter und damit auch kränker wird. Und Frauen übernehmen nicht mehr selbstverständlich und unentgeltlich alle Fürsorgearbeit in der Familie, vom Betreuen der Kinder bis zur Pflege der Alten. Die meisten wollen und müssen berufstätig sein. Auch mir ist es wichtig, mich beruflich zu engagieren und meine Fähigkeiten einzubringen. Doch das erfordert Zeit und Kraft, die ich dann nicht für meine Familie habe. Wie lässt sich da eine gute Balance finden? Etwa wenn Eltern oder Schwiegereltern mehr Unterstützung und Hilfe brauchen?

Familiäre Care-arbeit ist in den letzten Jahrzehnten immer weiter an Dritte und an Institutionen delegiert worden. Das hat zweifellos die berufliche Emanzipation von Frauen gefördert. Doch es ist m.E. an der Zeit, den Wert von professioneller Care-arbeit unddie familiäre Fürsorge anzuerkennen.

Sich umeinander zu kümmern und füreinander zu sorgen – das gehört zum Mensch sein. Wir werden als hilflose Babys geboren und werden irgendwann krank, alt und gebrechlich. Jeder Mensch braucht die Fürsorge anderer. Und folglich hat auch jeder die Pflicht und  die Verantwortung, für andere zu sorgen. Das gilt für Frauen und für Männer, für  junge und für alte Menschen.

Daher sollte  es neben dem equal-pay-day auch einen equal-care-day geben. Denn Care-Arbeit geht alle an. Dazu gehört, Menschen in Care-Berufen gerecht zu bezahlen. Und zugleich braucht es die Bereitschaft, dass jeder seinen Teil zur - letztlich unbezahlbaren - Fürsorgearbeit beiträgt , sei es im  familiären oder im ehrenamtlichen Bereich. Nicht nur als nur eine lästige Pflicht, sondern auch als Chance. Wenn ich gebraucht werde und andern etwas Gutes tun kann, dann gibt mir das einen tiefen Lebenssinn. Und ich lerne auch den Wert dieser Arbeit zu ermessen, die oft Einfühlungsvermögen und Geduld erfordert. Care-Arbeit ist eine Schule der Menschlichkeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30546
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