Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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20MRZ2020
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Heute ist ein Tag, an dem eigentlich alles ziemlich klar ist. Die Termine des Tages stehen im Kalender und die werde ich abarbeiten. Dabei ist heute nichts Schlimmes, nichts Schwieriges, aber auch nichts Spannendes dabei.

Ich werde wieder viel zu lange im Auto unterwegs sein und dann die weiteren Termine des Tages angehen – ja fast wollte ich sagen absolvieren.

Es ist ein Tag wie viele. Alltäglich, und damit irgendwie auch gut so.  Aber doch nur „irgendwie“. Denn eigentlich wollte ich es in dieser Passionszeit endlich mal anders machen: Ich wollte aufmerksamer leben, achtsamer sein.

Ich bewundere immer Menschen, denen das gelingt, sich in diesen sieben Wochen Passionszeit etwas vorzunehmen und es durchhalten. Manche verzichten bewusst auf etwas, z.B. Alkohol, oder sie machen 7 Wochen konsequent etwas anders. Das wollte ich auch. Ich wollte achtsamer sein. Damit meine ich genauer hin sehen wann ich was tue. Schon beim Planen des Tages aufmerksamer zu sein und bewusst auch das hier und jetzt wahrnehmen. Das Leben spüren.

Aber das fällt mir schwer. Ich arbeite immer noch viel zu oft Termine einfach ab. Ohne allzu große Achtsamkeit. Aber sich Zeit und Muße nehmen, mit etwas Abstand zurück zu schauen hilft doch oft, manches besser zu verstehen. Mich tröstet ein wenig, dass es den Menschen früher auch nicht anders ging.

In der Passionszeit denken wir Christen ja an das Leiden und Sterben von Jesus. Und gerade sie erinnert mich: Die Augenzeugen bei Jesu Kreuzigung haben auch nicht sofort verstanden, was da passiert ist. Für sie wurde ein Unschuldiger hingerichtet. Für sie starb damit am Kreuz jegliche Hoffnung. Aber einige Tage später – ja da haben viele verstanden, dass da viel mehr passiert ist.

Vielleicht muss ich meinen Vorsatz für die Passionszeit nochmal überdenken. Nicht krampfhaft zu versuchen, stets auch das Alltäglichste mit größter Aufmerksamkeit zu betrachten. Besser ist vielleicht, immer wieder bewusst zurück zuschauen und so das eigene Leben besser verstehen lernen. Ich glaube: Dieser Blick von heute auf gestern ermöglicht dann auch einen anderen Blick auf Morgen.

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