SWR4 Abendgedanken

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10MRZ2020
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„Glaubst Du als Pfarrerin eigentlich wirklich an den „lieben Gott“? – Das hat mich eine Freundin diese Tage gefragt. So ziemlich aus heiterem Himmel. Was sie denn damit meint, mit dem „lieben Gott“, wollte ich dann wissen.

„Naja“, war ihre Antwort, „halt so an eine mächtige Person, die alles lenkt – mit grauem Bart auf einem Thron im Himmel. Der liebe Gott halt, der gut ist, uns liebhat und überhaupt.

Und sie hat gleich noch weiter erklärt. „Weil, also, bei dem vielen Mist, der in Welt so passiert“. Da könne sie das nicht glauben. „Entweder hat Gott selbst nichts zu melden. Oder er ist nicht gut. Oder auch beides nicht. Und so ein Mann mit Bart, das sei er ja wohl schon gar nicht, oder?“

Das „Oder“ klang recht zögerlich. Ich hatte das Gefühl, dass ihr diese Frage ganz schön nahe ging. Was sollte ich antworten?

Sollte ich sagen, dass es natürlich viele, viele Theorien und Antwortversuche zu dieser Frage gibt, verschiedene theologische Konzepte, ausgefeilt und ziemlich kompliziert?

Oder sollte ich lieber erklären, dass mich diese Frage auch immer wieder umtreibt, mal mehr, mal weniger. Und - vor allem – dass ich auch keine Antwort weiß?

Ich habe dann von meiner Hoffnung erzählt. Hoffnung, nicht Wissen. Von der Hoffnung, dass schlussendlich alles irgendwie gut wird. Von der Hoffnung auf eine Macht, eine Kraft, die auch ins letzte Dunkel noch Licht bringt. Von der Hoffnung, dass es da jemanden gibt, der unsere Welt zum Guten hin lenkt. Denn, mal ehrlich, in einer Welt ohne diese Macht, da würde ich nicht leben wollen. Ich brauche dieses Vertrauen auf das Gute um selbst Kraft zum Leben zu haben.

Das ist kein Beweis für Gottes Güte und Allmacht. Das ist nicht mal eine durchdachte Argumentation. Das ist mehr ein Gefühl, ein Wunsch. Vielen reicht das vielleicht nicht, um an Gott glauben zu können. Kann ich verstehen. Aber: Ich habe – fürchte ich – nichts Besseres zu bieten. Ich kann nur immer wieder bekennen: „Ja, ich hoffe auf den lieben Gott. Ich vertraue auf ihn. Und das, so gut ich halt kann!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30501
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