Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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02FEB2008
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Morgen, am Karnevalssonntag, darf ich auf einem Zugwagen mitfahren. Ich bin schon ziemlich aufgeregt. Das erste Mal. Dabei lebe ich schon lange in Lörzweiler. Aber beim Karnevalszug war ich noch nie dabei. Und ein eingefleischter Karnevalist bin ich auch nicht. Aber im November hat mich der Präsident unseres Karnevalsvereins eingeladen. Und ich habe zugesagt. Ich weiß noch nicht so recht, was mich erwartet.
Aber das ist ja oft im Leben so. Immer wieder gibt es Situationen, in denen nicht klar ist, wie sie sich entwickeln. Immer wieder gibt es Situationen, die muss man erst erlebt haben, um sagen zu können: das ist was für mich – oder auch nicht.
Ich bin sicher: Wenn ich wissen will, was so ein Karnevalszug bedeutet, dann muss ich auch mitmachen. Muss die Gelegenheit am Schopf packen. J
„Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan.“ Heißt es in einem Lied. Das geht mir immer wieder durch den Kopf. Es lädt mich ein, die Gunst der Stunde nutzen, das Glück und die Lebensfreude nicht zu vertun. Lädt mich ein, einmalige Situationen auch zu ergreifen. So wie jetzt der Umzug auf dem Karnevalswagen.
Also steige ich morgen auf den Festwagen , will die Situation genießen, den Alltag vergessen. Ich werde Helau rufen und den Menschen zujubeln in den Straßen und Gassen unseres Dorfes. Ich freue mich auf die Blumen und Bonbons, die ich werfen darf. Und ich nehme mir vor, auch in anderen Situationen die Gelegenheit zu nutzen. Nicht immer solange zu überlegen, was dafür und dagegen spricht, und dann vielleicht den richtigen Zeitpunkt zu verpassen. In der biblischen Sprache ist das der >kairos<, der richtige Zeitpunkt. Ich weiß, es ist schwer, immer zu wissen, wann was ansteht. Aber auch das lässt sich oft nur herausfinden, wenn ich es ausprobiere. Denn: „Jetzt ist die Zeit, jetzt die Stunde, heute wird getan oder auch vertan“.

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