SWR3 Gedanken

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04MRZ2020
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Ich kann schon mal richtig wütend werden. Zum Beispiel, wenn kurz vor einer Deadline im Job noch Änderungen gemacht werden müssen; oder wenn ich mich mit Freunden verabredet habe und kurz vorher sagen alle ab. 

Dann will ich am liebsten laut schreien –das geht aber wegen der Nachbarn nicht. Ich habe vor lauter Wut auch schon Gegenstände rumgeworfen. Mein Mann hat daraufhin einen Boxsack angeschafft. Kein Scherz. Der hängt jetzt mitten in unserem Wohnzimmer. Ein wenig hilft es tatsächlich, meine Aggressionen daran auszutoben. Aber so richtig besser geht es mir danach leider auch nicht. 

Was mir wirklich hilft ist: Rausgehen und mich bewegen. Mit dem Rad durch den Wald fahren. Den Wind in meinem Gesicht spüren. Und außer Atem kommen, wenn ich einen Berg hochtrete. Dann fühle ich mich eingebunden in ein größeres Ganzes. Merke, wie klein und banal der alltägliche Ärger doch ist. Rauszugehen hilft mir, Abstand und einen freien Kopf zu kriegen. Mit jedem Meter, den ich tiefer in den Wald komme, spüre ich, wie sich mein Geist beruhigt und meine Gedanken sich ordnen. 

Wenn ich dann nach Hause komme, sieht die Welt schon wieder besser aus. Die Probleme, die vorher noch riesengroß waren, sind kleiner geworden und ich habe neue Kraft, sie anzupacken.

Klar, es ist mir an einem gewöhnlichen Arbeitstag nicht immer möglich, eine Stunde in den Wald zu flüchten. Aber kurz mal vor die Tür gehen oder eine Runde durch den Park zu drehen, ist oft auch zwischendurch möglich und hilft mir, runterzukommen. 

In vielen Städten sollen künftig grüne Oasen gepflanzt werden, sogenannte Waldgärten, zu denen Menschen sich im Alltag für kurze Zeit flüchten können. Die Idee finde ich super. Laut einer Studie soll das schonende Wald-Klima nachweislich Stress reduzieren und zur Erholung führen. Es gibt auch Hinweise, dass unser Immunsystem dadurch gestärkt wird. Schon 20 Minuten in der Natur reichen aus, um den Pegel des Stresshormons Cortisol zu senken. Also, nichts wie raus!

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