SWR2 Wort zum Tag

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02MRZ2020
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Seit zweieinhalb Jahren wohnen wir in einem Haus mit Garten. Davor habe ich mich nie viel mit Gartenarbeit beschäftigt. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig. Aber ich mache es gern. Während ich an der frischen Luft bin, habe ich Zeit nachzudenken.

In den letzten Wochen mussten die Sträucher zurückgeschnitten werden. Wie gesagt, ich bin Anfänger. Daher recherchiere ich erstmal im Internet, wie und wann welcher Strauch geschnitten werden muss. Dann geht’s raus in den Garten. Dort stelle ich fest, dass es einfacher geklungen hat als es jetzt aussieht.

Trotzdem lege ich los. Mal beherzter, mal zaghafter, schneide ich die alten Triebe ab, kürze junge um die Hälfte bis ein Drittel, lichte aus und versuche, dem Strauch die richtige Form zu geben. Manchmal habe ich Angst zu viel abzuschneiden. Aber was ab ist, ist ab. Da kann ich nur hoffen, dass wieder genug nachwachsen wird. Letztes Jahr ist es ja auch gut gegangen.

Und während ich das so mache, fange ich an nachzudenken. Ob so ein Garten nicht ein gutes Bild für mein Leben ist. Wenn bestimmte Sträucher über Jahre nicht geschnitten werden, dann verholzen sie mehr und mehr. Es kommen weniger junge Triebe nach. Blätter, Blüten und Früchte werden mit den Jahren immer weniger. Der richtige Schnitt dagegen regt sie zu neuem Wachstum an. Daher sollte man regelmäßig schneiden.

Trifft das nicht auch auf verschiedenen Bereiche in meinen Leben zu? Vielleicht sollte ich da an einigen Stellen auch bewusst die Heckenschere ansetzen und manches Alte abscheiden, damit Neues Platz hat. Ein wenig auslichten, damit ich wieder mehr Luft und Licht habe, um wachsen zu können. Manches wieder in Form bringen, wo sich Wildwuchs und unnötige Seitentriebe gebildet haben. Nicht unüberlegt, aber mutig und konsequent.

Bei der Arbeit gibt es einige Projekte, die auch ohne mich gut weiterlaufen. Wenn ich mich daraus zurückziehe, habe ich wieder mehr Freiraum. Zwanzig Minuten Zeit für einen Spaziergang sollte ich doch irgendwo rausschneiden können. Schön wäre es, die freie Zeit mit meiner Familie bewusster zu gestalten.

In der Theorie klingt das gut. Wie beim Sträucher schneiden, kommt es aber darauf an, auch wirklich loszulegen. Jetzt, im Frühling, damit ich im Sommer die Früchte ernten kann

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30443
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