Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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02MRZ2020
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Treffen sich ein Pessimist und ein Optimist. Sagt der Pessimist: „Schlimmer als jetzt kann es nicht kommen.“ Antwortet der Optimist voller Begeisterung: „O doch!“

Da sind sich der Pessimist und der Optimist ja richtig einig: Es ist schlimm und es wird immer schlimmer. Dagegen möchte die evangelische Kirche ein Zeichen setzen: Sieben Wochen ohne Pessimismus. Unter diesem Motto steht in diesem Jahr die Aktion für die Passions- oder Fastenzeit, also die Zeit bis Ostern. Ganz schön anspruchsvoll, finde ich. Dagegen sind der Verzicht auf Schokolade oder Alkohol oder ähnliche Dinge äußerliche Zeichen. Denn wenn ich darauf verzichte, würde mein Leben ja trotzdem weitergehen. Aber Pessimismus – das liegt doch in mir, das ist doch eine Frage meines Wesens und Charakters, das kann ich doch nicht einfach mal so ablegen. So bin ich halt.

So würde wahrscheinlich ein Pessimist reden. Und es ist sicher gut, sich die Dinge des Lebens nicht einfach schönzureden. Es ist klug, immer auch die Risiken im Blick zu haben. Aber das soll uns nicht lähmen. Es ist wichtig, sich auf Gefahren oder Veränderungen einzustellen und darauf zu reagieren. Aber ich kann nicht glauben, dass Gott uns diese Erde gegeben hat, damit es immer schlechter und schlimmer mit uns wird. Da hat er selbst schließlich noch ein Wörtchen mitzureden!

Und das tut er auch. Die Bibel erzählt unzählige Geschichten von Menschen, denen Gott aus ihrer Not hilft. Gott reißt sie heraus, wie es dort heißt, und bringt sie zu Ehren (Psalm 91). Die Bibel erzählt auch von Menschen, die von Gott angefeuert werden, sich und anderen Mut zu machen: Lasst euch den Schneid nicht abkaufen! Zuckt nicht einfach mit den Achseln! Oft ist Pessimismus ja auch eine Art von Bequemlichkeit. Doch wenn Gott uns nicht aufgibt, sollten wir selbst es auch nicht tun. Verliert die Hoffnung nicht.

Sieben Wochen ohne Pessimismus: das ist so ähnlich wie im alten Beispiel vom Glas, das je nach Sichtweise halbvoll oder halbleer ist. Für die Wochen bis Ostern habe ich mir vorgenommen: ich probiere es mit „halbvoll“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30429
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