SWR4 Abendgedanken

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25FEB2020
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Segoo! Das ist ein Wort aus dem Rheinhessischen. Rheinhessisch ist die Mundart, mit der ich aufgewachsen bin. Segoo – das Wort kann man kaum ins Hochdeutsche übersetzen, denn es gibt kein Wort, was dem wirklich entspricht. Segoo. Das ist ja nicht nur ein Wort sondern eher eine Haltung; und die heißt so viel wie: Ich nehme es, wie es kommt. Oder: Ich bin mit allem einverstanden. Segoo.

Das ist zum Beispiel die Antwort auf die Frage: „Welches Kuchenstück magst du haben: das größere oder das kleinere?“ – „Segoo. Ich nehme einfach irgendeines.“

Oder segoo kann die Antwort einer Schwangeren sein auf die Frage: „Soll es ein Junge werden oder ein Mädchen?“ – „Segoo. Mir ist beides recht. Ich freue mich über einen Jungen genauso wie über ein Mädchen.“
Segoo. Ich nehme es, wie’s kommt. Segoo, – das ist nicht: „Mir ist es egal“, sondern: Alles darf sein. Alles ist möglich. Alles ist erlaubt und willkommen. Ich lasse mich auf alles ein. Segoo.

An manchen Tagen kriege ich diese Haltung nicht so leicht hin. Da habe ich eine genaue Vorstellung wie die Dinge laufen sollen. Und wenn es dann anders kommt, bin ich genervt und angestrengt. Ein bisschen mehr „segoo“ wäre dann hilfreich. Dass ich lockerlassen kann und sagen: So wie’s kommt, so ist es dann eben.

„Sorgt nicht für den morgigen Tag.“ Was dann dran ist, das ist dann dran. Aber jetzt ist heute. So rät Jesus in einer Predigt den Menschen. Ich denke mir, das ist ziemlich nah dran an unserem rheinhessischen „segoo“.

Jesus hat gewusst, dass man diese Haltung nicht einfach so anordnen kann. Es gehört Vertrauen dazu. Vertrauen darauf, dass ich mit dem, was auf mich zukommt, zurechtkomme. Denn Gott hat mich für jede Situation gut ausgestattet: Er gibt mir Kraft, die ich brauchen werde oder schickt mir Hilfe und Unterstützung, die ich brauche. Mit solchem Vertrauen kann ich der Zukunft gelassen entgegengehen.

Alles darf sein. Ich kann alles auf mich zukommen lassen. „Alla gut“ Eine Freundin meint, so sagt man in dieser Haltung im Badischen und auch im Saarland. „Der Herrgott wird’s schon recht machen“, so hat eine Kollegin überlegt, würde es vielleicht ein Schwabe sagen.

Segoo. Ob es ein eigenes Wort dafür gibt oder nicht: Es lohnt sich, diese Haltung zu entdecken und es lohnt sich ganz bestimmt, sich immer wieder darin zu üben. Segoo!

 

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