SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

24FEB2020
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Ich lache gerne und bin gerne lustig. Und ich freue mich, wenn andere lachen. Heute und morgen wird viel gelacht. Es ist schließlich Fastnacht. Menschen verkleiden sich, sind heiter und ausgelassen. In Umzügen und bei Büttenreden werden die Politik und die Sorgen der Welt aufs Korn genommen. Viele Menschen sind guter Laune.

Manche sind aber der Ansicht, dass es im Leben immer ernsthaft zugehen soll. Gerade auch Christen. So ist wohl das Wort „Heidenspaß“ entstanden. Heiden, das sind ja die, die nicht an Jesus Christus glauben. Manche halten es für unchristlich und ein Zeichen von Unglauben, Spaß zu haben, und vergnügt und ausgelassen zu sein.

Und ja – dort, wo bei Fastnachtsveranstaltungen allzu viel Alkohol getrunken wird und wo Menschen jede Hemmung verlieren, kann einem schon der Spaß vergehen.

Ich denke aber trotzdem, dass auch Jesus gerne gelacht hat und vergnügt sein konnte.
Er hat Menschen gesundgemacht und ihnen die Sorgen abgenommen. Er hat oft über Kinder als Beispiel gesprochen, weil die auf die Welt ohne Vorbehalte zugehen. Und er hat von der Freude erzählt, die die Menschen haben, wenn es gerecht zugeht und alle das haben, was sie zum Leben brauchen.

Wegen der derben Scherze und der Ausschweifungen hat auch die mittelalterliche Kirche und hat die Reformation die Fastnacht verboten. Dabei war zum Beispiel Martin Luther aber keineswegs humorlos.
„Wo Glaube ist, da sind auch Lachen und Freude.“ hat er gesagt. Für ihn gab es einen engen Zusammenhang zwischen Gottvertrauen und fröhlich sein. Er war sich sicher: Die Sorgen sollen nicht das letzte Wort haben in meinem Leben. Und die Menschen, die mich angreifen und beschimpfen, ja nicht einmal der Teufel selbst können mir wirklich etwas anhaben, weil ich ja weiß, dass Gott mich liebt und ein barmherziges Urteil über mich spricht.

Ich denke mir, dass Martin Luther es gerne gesehen hat, wenn Menschen miteinander gelacht haben. „Wo Glaube ist, da sind auch Lachen und Freude.“ Das hat er bei einer seiner Tischreden gesagt. Er und seine Frau Käthe hatten oft Gäste. Studenten, Professoren und ihre Ehefrauen kamen da zusammen und haben so manches ernsthafte Thema beim Essen verhandelt. Ich stelle mir vor: Sie haben gewiss auch viel gelacht. Aus ihrem Glauben heraus. Da wäre ich gerne dabei gewesen.

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