SWR2 Wort zum Tag

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29FEB2020
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„Ein verborgenes Leben“, so heißt ein Film, der kürzlich in unseren Kinos anlief. Er erzählt das Leben eines österreichischen Bauern, der sich den Nationalsozialisten widersetzt hatte und von ihnen hingerichtet wurde. Es ist die wahre Geschichte eines Menschen, für den der Glaube an Gott höher gestanden hat als der Führerkult.

Der Schauspieler August Diehl spielt diesen aufrechten Bauern im Film. Er selbst hält sich nicht für besonders gläubig. Aber für die Vorbereitung seiner Rolle hat er sich intensiv in das Leben des Bauern vertieft. Und sich hineinzufühlen versucht in seinen Glauben.

„Ich bin in die Kirchen gegangen“, sagt der Schauspieler „und habe mich gezwungen zu beten...“ Jeden Morgen und jeden Abend habe er in der Bibel gelesen. „Am Anfang habe ich mich lächerlich gefühlt“, sagt er, „aber diese Lektüre verströmt eine wahnsinnige Kraft - selbst dann, wenn man sie für sinnlos hält.“

Ich finde, es ist ehrlich, dass der Schauspieler seine eigene Skepsis nicht unterdrückt. Dass er sich dann aber auch nicht scheut, öffentlich darüber zu reden, was die neue Rolle mit ihm gemacht hat. Welche unerwarteten Erfahrungen sich ihm eröffnet haben.

Mich beeindruckt, wie gerade jemand, dem die christliche Tradition fremd geworden ist, mit ihr etwas Unvorhersehbares erlebt. So dass er nachvollziehen kann, was der Glaube für einen Menschen bedeutet.

Ich verstehe das gut. Wenn mir bewusst wird, dass mein Leben nicht nur etwas Einzelnes und Zufälliges ist, sondern umfasst und gehalten ist von der großen Geschichte Gottes mit den Menschen, dann verströmt das eine starke Kraft.

Und ich frage mich: dass es heute so viele Menschen gibt, die bedrückt und einsam durchs Leben gehen, hat das vielleicht auch damit zu tun, dass sie die Berührung verloren haben zu dieser biblischen Erzählung und der Kraft, die von ihr ausgeht?

Denn wenn mir klar wird, dass mein Leben nicht eine zufällige Episode ist, sondern hineingewoben ist in die Geschichte Gottes mit den Menschen, dann kann das Flügel verleihen.

Der Schauspieler August Diehl hat von der „ wahnsinnigen Kraft“ gesprochen, die er bei der Vorbereitung seiner Rolle gespürt hat. Ich denke an das Wort aus der Bibel: „Die Gott vertrauen, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30412
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