SWR3 Gedanken

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29FEB2020
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Irgendwie ist er ja schon etwas Besonderes. Der 29. Februar heute. Es gibt ihn nur alle vier Jahre, im Schaltjahr. Manche begehen diesen seltenen Tag deswegen als „Equal Care Day“.

Bei diesem Tag geht es darum, das gesellschaftliche Bewusstsein zu schärfen. Denn Fürsorge- oder Pflegearbeit, das ist mit Care hier gemeint, wird in der Gesellschaft oft nicht richtig wertgeschätzt. Dazu kommt noch, dass diese Arbeit zwischen Frauen und Männern ungleich verteilt ist. Aktuell ist es so, dass Männer etwa vier Jahre bräuchten, um so viel Care-Arbeit zu leisten, wie Frauen in einem Jahr. Nicht zuletzt deshalb wurde der Equal Care Day auf den 29. Februar gelegt.

Als ich das begriffen hatte, musste ich schlucken. Ich bin ja auch ein Mann. Und ich habe mich an die Familien erinnert, in denen es immer die Frauen waren, die sich aufopfernd um Familienmitglieder gekümmert haben. Sie haben deshalb beruflich zurückgesteckt. Und im Alter haben sie das finanziell an ihrer kleinen Rente zu spüren bekommen. Selten sind die Männer mal in den Vorruhestand gegangen, um Vollzeit helfen zu können. Viel mehr Möglichkeiten haben sie für sich nicht gesehen. Das macht mich nachdenklich.

„Du sollst Vater und Mutter ehren.“ So heißt es in einem der Zehn Gebote. Es geht nicht nur darum, den Älteren in der Gesellschaft einen möglichst guten und für sie passenden Lebensabend zu ermöglichen. Es ist auch eine Frage der Würde und der Ehre, dass in unserer Gesellschaft die Kranken und Alten und ihre Pflege wertgeschätzt werden. Von Männern in gleicher Weise wie von Frauen. Ich wünsche mir, dass das in unserer Gesellschaft selbstverständlicher wird. Und dass wir den Equal Care Day alle 4 Jahre nicht mehr brauchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30401
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