SWR2 Wort zum Tag

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06MRZ2020
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Mobiltelefone für Tote – das gibt´s tatsächlich. Der Osnabrücker Erfinder Jürgen Bröther hat die Geschäftsidee ausgebrütet, als seine eigene Mutter gestorben ist. Er sagt: „Ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihr. Und ich hätte ihr gerne noch so viel erzählt. Das konnte gar nicht alles raus, so plötzlich war sie weg.“ 

Daraufhin hat Jürgen Bröther ein spezielles Handy entwickelt, das man den Verstorbenen ins Grab legen kann. Ein Jahr soll das Handy noch Anrufe entgegen nehmen können. 

Der Erfinder hatte mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen: Das Telefon muss unter der Erde natürlich wasserdicht und staubfest sein. Dann braucht es einen extrem langlebigen Akku. Und es muss unter der Erde einen besonders starken Empfang haben. Außerdem musste Jürgen Bröther eine Lösung dafür finden, wie der Anruf angenommen wird – es ist ja niemand in der Nähe außer ein Leichnam. Aber der Erfinder hat alle Schwierigkeiten gemeistert. Und jetzt verkauft er das unterirdische Handy für über 1000,- Euro das Stück. 

So skurril die Idee sich erst einmal anhört, der Trauerpsychologe Arnold Langenmayr hält sie unter Umständen sogar für hilfreich. Er sagt: „Trauernde leiden oft daran, dass sie vieles nicht mehr aussprechen können. Da geht ein richtiges Gedankenkarussell los. Das kann Gefühle blockieren. Es will was raus, was nicht raus kann. So ein fiktives Gespräch per Telefon kann da schon wohltuend sein. Allerdings sollte dieser Anruf aufgearbeitet werden und nie im Alleingang stattfinden.“ 

Eine ganze Reihe von Angeboten aus der letzten Zeit hat das zum Ziel: Trauer lindern, Angehörige trösten, den Tod besser verarbeiten. Zum Beispiel virtuelle Trauerkerzen im Internet anzünden. Oder den Sarg eines Verstorbenen selbst kreativ verzieren. Das Handy für Verstorbene gehört sicherlich auch dazu. 

Ich bin auch noch auf eine uralte Idee gestoßen. Sie stammt vom Heiligen Thomas von Aquin aus dem 13. Jahrhundert. Er beschreibt „fünf Heilmittel gegen Traurigkeit“, die heißen so:

  1. versuchen, sich an Kleinigkeiten zu erfreuen,
  2. weinen
  3. das Mitleid von Freunden annehmen,
  4. der Wahrheit ins Gesicht sehen,
    und schließlich 5. schlafen und baden. 

Teilweise hört sich das ganz banal an. Und sicherlich bringt es niemanden zurück ins Leben. Aber ich finde, in der Summe kann das vielleicht helfen, kleine Schritte nach vorn zu machen. Bestimmt günstiger und wahrscheinlich mindestens genauso gut wie ein Handy für Verstorbene. (371)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30370
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