SWR3 Gedanken

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22FEB2020
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Obdachlose haben es in der Öffentlichkeit schwer. Alle rennen an ihnen vorüber, ich auch. Es ist mir manchmal unangenehm sie anzugucken, weil ich denke, dass ich dann was in den Hut werfen muss. 

Vier Studenten aus Offenburg haben eine Idee gehabt, wie man dieses Dilemma lösen kann. Sie haben´s in Freiburg ausprobiert. Und weil das so gut angekommen ist, haben sie die Szene nachgefilmt und übers Internet verbreitet. 

Ein Obdachloser sitzt in einer Fußgängerzone, und alles hetzt an ihm vorbei. Da kommt ein junger Mann mit Hut und fragt, ob er mal den Eimer ausleihen darf, in dem die Isomatte steckt. Er schaut ein bisschen skeptisch, aber warum auch nicht. Der junge Mann setzt sich neben den Obdachlosen und beginnt, auf dem Eimer zu trommeln. Da kommt einer mit Gitarre, hockt sich dazu und fängt an zu spielen und zu singen. Die Musik hört sich richtig gut an. Inzwischen hat der Trommler seinen Hut vorne hingeworfen und die ersten Passanten bleiben stehen und werfen Geld rein. Pünktlich zum Refrain taucht eine junge Frau auf und singt auch noch mit. 

Am Ende des Songs gibt’s viel Applaus und Geld in den Hut. Der Trommler gibt dem Obdachlosen seinen Eimer zurück und dazu noch das gesammelte Geld. 

Wie gesagt, die Szene war nur nachgedreht, der Obdachlose ein Schauspieler. Die Band wollte nicht einen Ahnungslosen für irgendeine Message benutzen. Aber zuvor haben sie die Idee umgesetzt ohne zu filmen, und da waren fast alle überraschten Obdachlosen sehr dankbar – nicht nur fürs Geld. 

Das Video ist über 15 Millionen Mal angeklickt und verbreitet worden. Klar, die Studenten selbst sind dadurch auch bekannt geworden, aber eigentlich kam es ihnen auf etwas anderes an: Sei ein bisschen aufmerksam für die Menschen, an denen sonst alle vorbeirennen. Und wenn du zufällig kein Lied dabei hast, dann vielleicht einen freundlichen Blick, ein Wort odereine Münze.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30368
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