SWR2 Wort zum Tag

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24FEB2020
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Manchmal wird es eng im Leben. Schon bei der Geburt. Das haben Eltern erfahren. Als ihr Kind dann doch gesund und munter zur Welt gekommen ist, haben sie für die Taufe einen Vers aus Psalm 31 ausgesucht. Er hat mich besonders angesprochen und heißt: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Ps 31,9). Ein kleiner Satz mit einer ganz einfachen Feststellung. Und doch von großer Tiefe. So empfinde ich es im Blick auf die Spannweite eines ganzen Lebens.

Ein Mensch wird geboren. Aus dem Schutz des Mutterleibes durch den engen Geburtskanal hinaus in die Weite des Lebens, der Welt. Ein neues Leben auf dieser Welt beginnt. Mit allen Höhen und Tiefen, mit allem Lachen und Weinen, das damit verbunden ist.

So kann Leben in der Tat sein: Da gibt es weite Räume, die sich auftun, in der Entwicklung der Persönlichkeit, im beruflichen Werdegang, in so vielen Möglichkeiten der Lebensgestaltung. Auch die Tiefe einer Freundschaft zählt für mich dazu, der Partner, die Familie, Gesundheit, Lebenserfahrung, Freude, Glück.

Mancher kennt aber auch die Erfahrung, dass es richtig eng werden kann im Leben. Wenn er an seine Grenzen stößt. Wenn die Umstände ihm eben nicht die Freiheit der Lebensgestaltung lassen, weil er krank ist, Leid oder Unglück erfahren hat.

Auch der Psalmbeter hat solche Erfahrungen gemacht. Aber auch die, dass Gott ihm geholfen hat. Er weiß um Gottes Hilfe und Beistand: Dass er ihn wieder auf die Füße stellt, wenn er gefallen ist. Und kann darum an ihm festhalten. Mit großem Glauben.

Im weiten Raum des Lebens fällt mir das manchmal schwer. Ich hadere und zweifle an meinem Gott, wenn ich das Gefühl habe, dass ich eben nicht erkennen kann, wie er hilft und begleitet und bewahrt.

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Das sagt einer, der trotz allem Hader und Zweifel die Erfahrung gemacht hat, dass Gott ihn immer wieder aus der Enge geführt und in die Weite des Lebens gestellt hat. Der Gottes Beistand und Segen erfahren hat in all dem Guten, das er ihm im weiten Raum des Lebens hat zu Teil werden lassen.

So wie diese Eltern, die nach einer schweren Geburt am Ende ihr gesundes Kind im Arm halten konnten. Sie haben einen Taufspruch gewählt, der auch mir Kraft und Zuversicht gibt.

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