SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

20FEB2020
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Ich singe gerne und oft. Beim Singen komme ich auf andere Gedanken und fühle mich unbeschwert. Grundgelegt wurde das schon in meiner Grundschulzeit. In unserem Klassenzimmer hat ein Flügel gestanden und unser Klassenlehrer hat uns jeden Tag zu Beginn aufgefordert, uns drum herum zu stellen und dann haben wir gemeinsam gesungen.

Regelmäßig haben wir ein Volkslied in ein Heft geschrieben, das wir dann auswendig gelernt haben. Und in der nächsten Stunde haben wir es dann gesungen. Dadurch habe ich bis heute einen großen Schatz an Volksliedern im Kopf, zumindest die erste Strophe kann ich immer noch auswendig.

Heute höre ich ganz oft von verschiedenen Menschen, sie können nicht singen. Vielleicht hat das früher mal jemand zu ihnen gesagt. Oder sie könnten schon, trauen sich aber nicht, singen vielleicht nur unter der Dusche. Insgesamt scheint es so zu sein, dass heute weniger gesungen wird als früher.

Wenn Menschen miteinander singen, dann fühlen sie sich sicher. Ich erinnere mich da an einige Nachtwanderungen mit Kindern, bei denen sie manchmal lauthals gesungen haben. Da ist die Angst vor der Dunkelheit in den Hintergrund getreten. Ältere Menschen singen gerne Volkslieder, weil sie den Text kennen und sich sicher fühlen.

In der Kirche im Gottesdienst wird viel gesungen. Schon immer haben die Menschen das Lob Gottes in Lieder gefasst. In biblischen Zeiten werden sie Psalmen genannt. Der Kirchenvater Augustinus und auch Martin Luther haben gesagt: „Wer singt, betet doppelt.“

Heute ist so ein Tag, an dem viele Menschen den ganzen Tag singen und feiern. Je nachdem, wo Sie zu Hause sind, ist heute Weiberfastnacht, oder der schmutzige Donnerstag. Der ist der wichtigste Tag der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Seit heute morgen sind die Musikkapellen am Spielen und die Narren am Singen und Tanzen. Die Kinder sind aus der Schule befreit worden und haben am Nachmittag hier in Furtwangen wieder einen tollen Kinderumzug gemacht. Und in diesen Minuten geht bei uns gerade der Hemdglunkerumzug los, der beim Hexenfeuer auf dem Marktplatz endet, wo der letzte Meckerer verbrannt wird. Dabei wird viel gesungen. Und das wird noch viele Stunden so weitergehen.

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