SWR2 Wort zum Tag

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04FEB2020
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„Brot ist wichtig, Freiheit ist wichtiger, am wichtigsten aber ist die ungebrochene Treue und die unverratene Anbetung“. Mit diesem kernigen Satz schließt Alfred Delp seine Auslegung der Vaterunser-Bitte um das tägliche Brot, mit gefesselten Händen geschrieben. Er sitzt im Nazigefängnis und ist zum Tode verurteilt – wegen Volksverhetzung sagen die Nazis, in Wahrheit aber wegen seiner Widerstandsarbeit. Vorgestern vor 75 Jahren wurde er in Plötzensee hingerichtet.  Was Brot heißt, hat er in Wochen des Hungers erfahren müssen. Er schreibt: „ Man kann aus dem Brot ein Idol und aus dem Bauch einen Götzen machen. Ja, aber man muss einmal gehungert haben, wochenlang. Man muss erlebt haben, dass einem ein unerwartetes Stück Brot wie eine Gnade  vom Himmel zukommt.“ Heutzutage werden Brot und andere Nahrungsmittel massenweise weggeworfen, heute wäre Maß halten das Gebot der Stunde.

Aber noch viel wichtiger ist Freiheit. Wenn das ein verurteilter Gefangener schreibt, hat es einen besonderen Klang. Aber es gilt ja grundsätzlich. Meinungs- und Versammlungsfreiheit – welch ein Glück. Und wie wenig selbstverständlich. Vor allem aber Gewissensfreiheit, Mut zum Ich-Sagen, einen eigenen Willen haben und Selbst-  Entscheiden: das ist dann noch wichtiger als die Befriedigung materieller Bedürfnisse. Ob wir genug zu schätzen wissen, dass wir in einer freiheitlich -demokratischen Grundordnung leben? Ein Alfred Delp hat dafür gearbeitet und gekämpft. Deshalb musste er, kaum 37jährig sterben. 

Brot und Freiheit, „am wichtigsten aber (ist) die ungebrochene Treue und die unverratene Anbetung“. Die Nazis wollten Delp verführen, den Jesuitenorden zu verlassen, dann wäre er mit dem Leben davon gekommen.  Aber ungebrochen blieb er seinem Ordensversprechen treu. Glutkern im Leben des Christenmenschen Delp ist Gott allein; das Vertrauen auf ihn machte ihn kompromisslos und stark bis zuletzt. Anbetung Gottes heißt ja, nichts sonst anzubeten – weder einen braunen Verführer noch das Geldkonto oder das Auto. Anbetung Gottes macht frei -   und wenn es sein muss, widerständig.

Die dankbare Erinnerung an Leute wie Alfred Delp oder Graf Moltke und so viele andere fordert heraus: würden wir seiner  Prioritätenliste zustimmen? Was hieße das konkret – für Brot und Nahrungsmittel, für Freiheit und Zivilcourage, für Spiritualität und Anbetung?

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