SWR3 Gedanken

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03FEB2020
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Jesus steht in hellen Jeans und weißem Shirt auf der Bühne. Um ihn herum seine Jünger, ebenfalls ins Jeans und Shirt, manche mit Dreitagebart. Maria Magdalena trägt ein hellblaues Sommerkleid. Frisch kommt die Inszenierung des Musicals „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber daher. Am Ende der Aufführung wird es jedoch mucksmäuschenstill auf der Bühne. Jesus steht mit ausgebreiteten Armen vor einem leuchtenden Kreuz. Und auf der großen Videoleinwand über der Bühne kann das Publikum einen Satz lesen: „In the end, we will be judged in the terms of love“.  Auf deutsch: „ Am Ende werden wir danach gerichtet, wie viel wir geliebt haben.“

Für mich ist das ein ganz starker Satz. Er verbindet das Gericht Gottes mit der Kraft der Liebe. Ich glaube an beides und daran, dass beides zusammengehört. Es wird am Ende meines Lebens ein Gericht geben, ich werde Gott begegnen.

Was bei diesem Gericht zählen wird, ist die Frage, ob ich in meinem Leben geliebt habe.

Wenn Gott richtet, dann sicher nicht um mich niederzumachen, um mir meine Fehler vorzuhalten, weil ihm das Spaß macht oder er das nötig hat. Ich glaube Gott will richten, weil ihm etwas an mir liegt, weil er mich aufrichten will. Das macht mir Mut es trotz all meiner Fehler immer wieder neu zu versuchen mit der Liebe  - zu Gott, meinen Mitmenschen und mir. 

Damit ist keine romantische Liebe gemeint. Liebe kann auch anstrengend sein.

Das erlebt auch heute Morgen wieder die Ehefrau, die ihren schwerkranken Mann versorgt und ihm hilft, in den Tag zu starten. Oder der Flüchtlingspate, der seinem Nachbar helfen will hier eine Arbeit zu finden. Oder der Enkel, der sich bei seinem Besuch noch einmal die Erzählung der inzwischen dementen Großmutter anhört und ihr dabei die Hand hält. Wie die Jünger Jesu im Musical ziehen diese Menschen los, oft ganz unspektakulär - in Jeans und Shirts.

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