SWR4 Abendgedanken

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31JAN2020
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„Im Leben geht’s nicht um die To-Dos, sondern um die Tadaas.“ Diesen Satz habe ich auf einer Postkarte gelesen. „Im Leben geht’s nicht um die To-Dos, sondern um die Tadaas.“

Bei diesem Satz hat es bei mir Klick gemacht. Denn ich gehöre auch zu den Menschen, die sich täglich eine to-do-Liste aufschreiben. Also eine Liste, mit all den Aufgaben, die an diesem Tag erledigt werden sollen oder sogar erledigt werden müssen.

Mein Problem ist nur, dass ich meistens viel zu viel auf diese Liste schreibe. Und vor allem wirklich nur to-dos aufliste. Eben das, was ich tun soll oder muss. Und meistens schaffe ich nicht alles, weil ich nicht damit rechne, dass irgendetwas dazwischenkommen kann. Und so bin ich abends dann manchmal verärgert, dass ich nicht alles geschafft habe und manches mit in den nächsten Tag nehmen muss. Das macht mir wenig Freude.

Vor allem: Wo sind dann die Tadaas? Die Fanfaren der Freude, die den Tag zu etwas Besonderem machen? Diese Erfahrungen, die mich fröhlich machen, die mich stärken, die machen, dass ich mich auf den nächsten Tag freuen kann? Wenn ich am nächsten Tag erst noch die alte Liste abarbeiten muss, fällt es mir schwer mich auf den neuen Tag einzulassen. Da fehlt gleich zu Beginn das Tadaa, das Schöne, das Erfreuliche.

„Macht euch keine Sorgen um den kommenden Tag – der wird schon für sich selber sorgen. Es reicht, dass jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten hat.“ (Mt 6,34 Basisbibel) Diese Lebenseinstellung hat Jesus seinen Zuhörern mit auf den Weg gegeben. Es geht darum, jeden Tag bewusst zu leben. Mit den Sorgen, den to-dos, mit den Freuden und den Tadaas. Mit dem, was ich tun muss und mit dem, was ich tun darf. Mit dem, was mir Freude macht und mit dem, was mir weniger Spaß bereitet. Aber es geht um das rechte Maß. Denn morgen ist ein neuer Tag. Mit Zeit, die gelebt und erlebt werden kann. Deswegen muss ich nicht den neuen Tag heute schon belasten.

Und heute? Heute habe die Schwierigkeiten und Freuden des heutigen Tages. Und die will ich erleben so gut es geht. Und mir nicht mehr vornehmen als möglich. Und vor allem sorge ich dafür, dass ich sowohl to-dos als auch Tadaas habe. Und morgen? Morgen lasse ich mich wieder überraschen von den Sorgen und den Tadaas.

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