SWR4 Sonntagsgedanken

SWR4 Sonntagsgedanken

26JAN2020
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Vielleicht kennen Sie das auch. Manchmal braucht es einen Schubser von Gott. Vielleicht sogar einen Engel, dass Menschen zueinander finden und dann oft auch zum Glauben. Eine biblische Geschichte erzählt davon.

Sie handelt von einem Mann, der in einer großen Spannung lebte. Er war Soldat der römischen Besatzungsmacht in Israel. Er genoss zwar einen guten Ruf, weil er fair blieb, aber so ganz dazu gehören, das würde er wohl nie. Vor allem nicht in religiöser Hinsicht. Dabei lag dort sogar sein Hauptinteresse. Er suchte nach Gott, meinte gerade hier an der richtigen Adresse zu sein und gab sich alle Mühe. Er spendete viel für Bedürftige, er setzte sich für die ganze Gemeinde ein und betete täglich. Aber er blieb nun mal ein Ungläubiger in den Augen der Einheimischen. Und das schloss ihn aus, egal wie ernst er es meinte.

Aber wo Menschen nur die Unterschiede wahrnehmen und Grenzen ziehen, da hat Gott offenbar eine ganz andere Sicht. In unserer Geschichte jedenfalls war es so. Ich fasse es ganz kurz zusammen.

Es passierte ein kleines Wunder. Mitten im Gebet erschien dem gestandenen Soldaten Cornelius ein Mensch in leuchtenden, glänzenden Kleidern, ein Bote Gottes, ein Engel. Dieser beauftragte den Hauptmann Cornelius, er solle Petrus herholen lassen. Cornelius kannte Petrus nicht, aber der Engel sagte ihm auch, wo er ihn finden würde. Sofort schickte nun Cornelius seinen Boten los zu Petrus. Außerdem versammelte er seine ganze Familie und auch viele Freunde bei sich und wartete, was nun geschehen würde.

Zur gleichen Zeit hatte auch Petrus eine Erscheinung. Gott machte dem früheren Jünger von Jesus auf sehr drastische Weise deutlich, dass kein Mensch unrein genannt werden darf. Kein Mensch soll ausgeschlossen sein. Gott wendet sich jedem zu, jeder soll sich darauf verlassen.

Kaum hat Petrus sich von dieser Erscheinung erholt, kommt der Bote von Cornelius an und will ihn abholen. Eigentlich dürfte Petrus ja nicht mitgehen: zu einem Unreinen! Aber auf einmal begreift er seinen Traum: Kein Mensch ist für Gott unrein! Ohne Zögern geht er mit und erzählt dann dem römischen Hauptmann und allen dort Versammelten, was er mit Jesus erlebt und was Jesus getan hat. Auch dass wirklich jeder Mensch auf Gott vertrauen darf. Gott sieht nicht die Person an. Er macht keinen Unterschied. Jeder und jede wird von ihm voll und ganz angenommen, darf zu Gott gehören, hier im Leben und auch danach.

Sowohl bei Cornelius als auch bei Petrus war ein Schubser Gottes nötig. Nur so haben damals Menschen zu Gott und zueinander gefunden. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass Gott auch heute Menschen anstößt oder ihnen manchmal einen kleinen Schubs gibt. So kann dann Glaube und Vertrauen zu Gott wachsen. Dann geschieht Heilsames und im tiefsten Sinne Erfreuliches in einem Leben.

Vielleicht hat es das ja in Ihrem Leben auch schon einmal gegeben. Ein besonderes Erlebnis mit Gott oder einen sanften Schubs, der Ihr Leben voran gebracht hat. Einen Anstoß, der ihr Vertrauen gestärkt und sie mit Menschen zusammen geführt hat, die Ihnen gut getan haben. Oder denen Sie gut tun konnten.

Es passieren ja manchmal Dinge, die kann man zuerst nicht so richtig verstehen. Aber dann hat man plötzlich den Eindruck, das kam von Gott oder es musste so kommen, damit mir etwas Wichtiges für mein Leben nicht entgeht. Es war Gott, der meine Vorurteile oder Bedenken überwunden hat, der mich in Verbindung zu Menschen gebracht hat, wie ich es nie gedacht hätte. Auch Schubser, die mich daran erinnern, den solltest Du mal besuchen. Oder diese Frau solltest Du mal ansprechen oder einer anderen Person mal richtig und mit genügend Zeit zuhören. Vielleicht sehe ich dann anders und neu was um mich herum vorgeht.

Vielleicht gab es aber auch einen sehr starken Schubs Gottes in Ihrem Leben, der Sie schmerzhaft aufhorchen ließ. Manche Krankheit, manche Enttäuschung war im Nachhinein so ein Fingerzeig Gottes.

Lassen Sie das alles nicht wieder leichtfertig verfliegen. Man vergisst ja so schnell auch wirklich Wichtiges, wenn die Tage völlig überfüllt sind.

Dabei ist es so wichtig, über das eigene Leben und die Beziehung zu Gott nachzudenken. Beten ist oft der erste und sehr hilfreiche Schritt, so wie der Hauptmann Cornelius sich täglich im Gebet an Gott gewandt hat. Dann war irgendwann die Antwort da und Petrus konnte hm weiterhelfen. Vielleicht haben Sie aber auch schon längst jemanden im Blick, mit dem Sie gerne einmal über bestimmte Dinge sprechen möchten. Sie getrauen es sich aber nicht. Als Cornelius und Petrus damals erfasst haben, dass Gott sie angestupst hat, da haben sie sofort alles Mögliche unternommen.

Und das Wichtigste in dieser Geschichte: Bei Gott gibt es kein Ansehen der Person. Da ist Cornelius so wichtig wie Petrus. Da sind auch Sie Gott so wichtig wie diese beiden Männer. Egal welche Voraussetzungen Sie haben oder nicht zu haben glauben. Das hat auch Jesus immer gesagt und sehr deutlich gezeigt.

Gott hat jeden Menschen im Blick, mit großem Interesse, mit unerschütterlicher Liebe. Er kennt mich, auch meine Ängste und Sorgen, meine Vorbehalte und meine Unsicherheit. Er weiß, was ich jetzt gerade brauche.

Manchmal schickt Gott auch sehr menschliche Engel, ohne leuchtend glänzende Gewänder. Aber im richtigen Moment oder mit einem Wort, das gut tut, das mich freut, das mir Vertrauen und neuen Glauben schenkt. Mich und andere weiterbringt.

Deshalb wünsche ich Ihnen, dass Gott sie immer wieder anstupst und Ihnen Vertrauen und Lebensfreude schenkt und für heute: einen gesegneten Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30221
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