SWR3 Gedanken

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Verschwendung. Ausrufezeichen. Das ist das Motto der diesjährigen Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“, für die am Aschermittwoch wieder einmal der Startschuß fällt. Sieben Wochen Verschwendung. Ausrufezeichen. Und das als Motto der evangelischen Kirche. Das als Motto der Fastenzeit. Ziemlich gewagt. Weil es doch beim Fasten um Verzicht und gerade nicht um Verschwendung geht.

Fasten heißt Verzicht. Verzicht auf etwas, was zu meinem Leben gehört, ohne wirklich lebensnotwendig zu sein. Schokolade, Zigaretten, Alkohol, Fleisch. Dinge in der Art. Die Aktion „Sieben Wochen ohne“ diagnostiziert nun zu Recht, dass mittlerweile auch der Geiz zu unserem Leben gehört, ohne lebensnotwendig zu sein.

Deshalb sieben Wochen ohne Geiz. Und zwar nicht in materieller Hinsicht. Was die diesjährige Fastenaktion in den Blick nimmt, sind ganz andere Ressourcen als unser Geld. Wir wollen mehr, heißt es im Internetaufruf. Wir wollen Ihre Zeit, Ihre Gastfreundschaft, Ihre Großzügigkeit, Ihre Hilfsbereitschaft. Weil da der Geiz schon längst graue Blüten treibt.

Wir geizen mit unserer Zeit, wir berechnen Freundschaften, wir kalkulieren unsere Guttaten. Wir behandeln unser Leben, als sei es eine einzige Kosten-Nutzen-Rechnung. Deshalb plädiert die Aktion „Sieben Wochen ohne“ gegen eine bestimmte Form von Geiz. Die eben nichts mit dem Geldbeutel zu tun hat, sondern mit dem Herzen. Und da ist Geiz alles andere als geil.

Deswegen Verschwendung. Ausrufezeichen. Weil Verschwendung die Konjunktur belebt. Nicht nur die wirtschaftliche, sondern die menschliche. Setzen wir mindestens sieben Wochen lang nicht auf die Kaufkraft, sondern auf die Schenkkraft. Weil es an Freude und Freundschaft, an Liebe und Lächeln nie genug geben kann. Laßt uns also mit dem Geiz geizen und unsere menschlichen Ressourcen ausschöpfen. Laßt uns unseren Reichtum im Herzen entdecken. Und verschwenden. Ausrufezeichen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3022
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