SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

22JAN2020
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Kleinigkeiten können eine große Wirkung entfalten. Als ich vor kurzem zu einer Aufnahme in einem mir fremden Studio war, hat es mit der Technik zunächst überhaupt nicht funktioniert. Drei Personen waren eine geschlagene Stunde damit beschäftigt, die Ursache zu suchen. Bis wir endlich gemerkt haben: Das Datenformat zwischen meinem mitgebrachten Tonträger und dem System im Studio stimmt nicht überein. Es gab eine winzige Abweichung. Damit hatte aber keiner gerechnet, und wir mussten erstmal darauf kommen. Anschließend ging’s wie am Schnürchen, aber bis dahin: Totaler Stillstand. Das war zwar anstrengend und für alle Beteiligten eine Geduldsprobe. Aber es war irgendwie auch schön. Und das lag daran, dass keiner die Hoffnung aufgegeben hat. Uns war allen klar, dass wir das hinbekommen. Zumindest aber einen Weg finden, wie wir die Aufnahme trotz aller Hindernisse bewerkstelligen. Das wäre doch gelacht, wenn wir uns von so einem Problem ins Bockshorn jagen lassen würden. Und selbst wenn’s am Ende nicht geklappt hätte. Wir wären trotzdem nicht frustriert gewesen, weil alle ihr Bestes gegeben hatten.

Was habe ich davon mitgenommen? Probleme müssen Menschen nicht gegeneinander aufbringen. Leider passiert das allzu oft. Statt sich dann gemeinsam für eine Sache einzusetzen, wird daraus ein persönlicher Konflikt. „Du bist schuld… Hättest du nicht … Mit dir wird das nie etwas…“ Es ist aber normal, dass oft etwas nicht auf Anhieb funktioniert. Und genauso normal ist es, dass Menschen unterschiedlich sind und man sich erst aufeinander einstellen muss. Wenn man erst Mal eine gemeinsame Basis gefunden hat, lässt sich mit etwas gutem Willen das meiste bewältigen. Und wenn ein Problem nicht gelöst werden kann, ist das nicht endgültig. Es gibt fast immer die Chance, es nochmals zu probieren. Wenn ich mir darüber im Klaren bin, dann gehe ich von vornherein entspannter an meine Aufgaben heran. Ich rechne dann auch damit, dass etwas nicht klappen könnte. Und bin selbstbewusst genug, um nicht aufzugeben.

Ich meine, es lohnt sich, diese Grundeinstellung zu trainieren. Sie passt außerdem gut zu allen, die sich auf Jesus berufen. Es ist überliefert, dass ihm ganz viel daran lag, Menschen Mut zu machen. Und auch wenn eine Situation ziemlich aussichtslos war, hat er für eine neue Chance plädiert. Er hat nicht zurückgeschaut. Sich nicht an dem, was war, festgebissen. Sondern nach vorne geblickt. Noch einmal, bitte. Es kann gut werden.

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