SWR2 Wort zum Tag

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20JAN2020
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Ich erlebe täglich, wie nötig es ist, sich mit anderen Menschen zu verständigen. In bis heute unnachahmlicher Weise macht das der englische Komiker Rowan Atkinson in seinem Kinofilm »Mr. Bean macht Ferien« deutlich. Hier reist Mr. Bean nach Frankreich – spricht aber leider kein Französisch. Er kennt nur Ja und Nein, „Oui“ und „Non“. Kein Wunder, dass Mr. Bean von einem Fettnäpfchen ins andere tappt. Im Restaurant kann er die Speisekarte nicht lesen und bestellt nichtsahnend Austern und Langusten. Die mag er aber nicht und weiß nicht, wie er die essen soll. Die Bedienungsanleitung auf dem Fahrkartenautomaten ist ihm auch fremd. So landet seine Krawatte unabsichtlich im Schlitz für die Geldscheine.

Mr. Bean ist eine Figur, bei der sich alltägliche Situationen blitzschnell in einen Alptraum verwandeln. Weil es mit der Verständigung nicht klappt. So etwas kennt wohl jede und jeder. Aber im Alltag ist das meistens nicht so komisch, wenn man sich einfach nicht versteht. In der Familie, wenn das Kind wütend vom Tisch aufsteht und ruft: „Ihr versteht mich einfach nicht“. Im Büro, wenn immer wieder unklar ist, wer was wann und wie macht. In der Partnerschaft, wenn einfach jede Kleinigkeit zu Missverständnissen führt, zu Streit und Tränen.

Ganz ähnlich erlebe ich das auch in religiösen Fragen. Anfang des Jahres war ich auf einer Tagung. Schnell zeigte sich, dass wir ganz Unterschiedliches glauben. Für die einen ist Gott jemand, der vor allem auf meine Fehler sieht – und diese verzeiht. Für die anderen spielt das keine Rolle. Sie fragen, wie wir überhaupt von und über Gott sprechen können. Die Diskussion schaukelt sich auf. Es kommt zu Missverständnissen und Streit.

Wie ist da Verständigung möglich? Ich erlebe, dass wir uns nur verständigen können, wenn wir uns zuhören. Und das heißt: Wenn ich wirklich auch hören will, was der andere sagt, was ihn bewegt. Ein schwerer Schritt. Ich muss nämlich auf Distanz zu mir selbst gehen. Mich nicht so wichtig nehmen. Und ehrlich erfahren wollen, was dem anderen wichtig ist. Aber anders kann Verständnis nie wachsen.

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