SWR3 Gedanken

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23JAN2020
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Meine Freundin Alex sagt zu mir: „Ich bin ja seit neuestem auf dem No-Waste-Trip. Du nicht?“ Alex ist zu Besuch bei mir daheim und wir stehen in der Küche. Alex sprudelt richtig drauflos: „Du weißt doch, No-Waste, möglichst wenig Müll produzieren und vor allem: kein Plastik.“ Das sagt Alex und schielt dabei auf meine Spülbürste, die ist nämlich aus Plastik, und auf den Spüllappen, den werf ich nämlich einfach weg, wenn er anfängt zu müffeln.

Ich steh neben meiner Freundin und fühl mich irgendwie ertappt. Alex redet weiter: „Wahnsinn, was du noch alles aus Plastik hast. So viel Zeug, das kann man doch alles ersetzen. Also ich hab ja…“ Und dann erklärt sie mir tausend Sachen. Dass Haarseife besser ist als Shampoo und dass man sich Putzmittel auch selber mischen kann.

Allmählich wird das anstrengend, wie Alex so auf mich einredet und mir dabei irgendwie auch ein schlechtes Gewissen macht. Am Schluss nervt es mich richtig, wie begeistert sie von ihrem „No-Waste“ ist.

Als meine Freundin Alex gegangen ist, erzähl ich die Sache meinem Mann. Ich sage zu ihm: „Meine Güte, ich gebe mir doch auch Mühe irgendwie korrekt oder eben nachhaltig zu leben. Dass ich Obst kaufe, was hier aus der Gegend kommt oder dass ich auch mal das Auto stehen lasse.“ Und ich erzähle noch viel mehr, irgendwie will ich mich rechtfertigen.

Mein Mann hört sich alles an und versteht mich nicht. Er meint nur: „Lass dich doch jetzt nicht stressen. Ist doch schonmal das Wichtigste, dass wir beim Einkaufen mitdenken. Und nicht einfach irgendwas kaufen, was kein Mensch braucht.“ Ah, das hab ich jetzt gebraucht.

Müll vermeiden ist gerade echt angesagt und ich tu´s auch schon. Ich habe gemerkt: Leute, die übertreiben und mir ein schlechtes Gewissen machen, tun mir nicht gut. Mir hilft es, wenn jemand drauf schaut, was bei mir schon ganz gut läuft. Das motiviert mich viel mehr.

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