SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

17JAN2020
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„Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen…“ So beginnt ein bekanntes Geburtstagslied. Wenn bei uns jemand in der Familie Geburtstag hat, stimmen wir meistens dieses Lied miteinander an. Wir wünschen dem Geburtstagskind Glück und Segen und singen dann weiter: „Gesundheit und Freude sei auch mit dabei“

Meistens singe ich das ohne weiter auf den Text zu achten. Aber beim letzten Mal ist mir aufgefallen: In dem Lied kommen Glück und Segen noch vor der Gesundheit. Ja, die Gesundheit ist sogar nur so etwas wie eine Beigabe. Es heißt: sie „sei auch mit dabei“. Die meisten Glückwünsche hören sich ja ganz anders an. Da wünscht jemand dem Geburtstagskind viel Glück und fügt sofort hinzu: „Und vor allem Gesundheit“. Gesundheit gilt bei uns als das wichtigste überhaupt. „Hauptsache gesund“, sagen wir. Aber in diesem Geburtstagslied sind Glück und Segen das Wichtigste.

Im Geburtstagslied kommt der Segen sogar noch vor der Gesundheit. Das liegt daran, dass wir unser Leben nicht wirklich in der Hand haben. Natürlich können wir vieles im Leben planen und uns anstrengen, dass unsere Pläne auch Wirklichkeit werden. Aber ob das tatsächlich gelingt, das haben wir oft nicht in der Hand. Und oft zeigt sich: Auch wenn es ganz anders kommt als geplant, kann es trotzdem gut sein.

Wie viel der Segen Menschen bedeutet, das habe ich als Pfarrer oft erfahren. Es gab Menschen, die haben mir gesagt: Wenn ich am Sonntag in den Gottesdienst gehe, dann ist der Segen am Ende für mich das Wichtigste. Oder Brautpaare haben mir gegenüber eingestanden: Wir wissen nicht, ob wir an Gott glauben, aber wir wollen unbedingt für die Ehe gesegnet werden. Ohne Segen geht das nicht. – Auch im Alltag benutzen wir oft Segensworte. Wenn wir „Grüß Gott“ sagen, Tschüss oder „Adieu“, dann steckt in diesen Worten eine Bitte um Segen für den anderen Menschen. Adieu heißt zum Beispiel: „Sei Gott anbefohlen“. Und „Tschüss“ ist einfach die norddeutsche Form von Adieu.

Segen heißt: Ich weiß, dass ich nicht alles in der Hand habe. Aber ich vertraue darauf, das hinter allem Gott steht, der mein Leben lenkt und mir Glück schenken wird. Darum steht der Wunsch nach Gottes Segen an der ersten Stelle.

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