SWR4 Sonntagsgedanken

SWR4 Sonntagsgedanken

12JAN2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Immer ist die Zukunft wie ein unbekanntes Land, das man Schritt für Schritt betritt. Wie geht es Ihnen damit? Schauen Sie sorgenvoll in die Zukunft oder hoffnungsvoll? Ich möchte Ihnen heute Morgen Mut machen, zuversichtlich in dieses neue Jahr zu gehen.

Sicher, die Zeiten, in denen wir leben, sind nicht leicht. Es kann einem ja schon angst werden bei all den drängenden Problemen in der Welt. Klimakrise, Konflikt zwischen den USA und dem Iran, Handelskrieg, Gefahren für die Demokratie und anderes mehr. Und viele machen einem Angst, bewusst oder unbewusst. Reden von Katastrophen, die womöglich kommen. Vom großen Knall, den es angeblich braucht. Ich finde, da muss man etwas dagegen setzen. Gegen die Angst und gegen die, die einem Angst machen wollen. Und dazu braucht es Zuversicht.

Ich habe dabei die Botschaft der Engel aus der Weihnachtsgeschichte noch im Ohr. „Fürchtet euch nicht!“, sagen sie den erschrockenen Hirten mitten in der Nacht. Draußen auf dem Feld, wo sie ihre Schafe hüten. „Fürchtet euch nicht!“ Und die Hirten fassen sich ein Herz, brechen auf und finden im Stall in Bethlehem das Kind in der Krippe. Das ist Zuversicht. Wenn man beherzt aufbricht und sich überraschen lässt. Mutig, voller Hoffnung.

Zuversicht, das ist ein altes Wort. Eigentlich bedeutet es „Vertrauen in die Zukunft“. Und eigentlich steht die Zuversicht gegen die Angst. Ja, will der Angst etwas entgegen setzen. Ich finde, das braucht es ganz dringend, dass man der Angst etwas entgegensetzt. Sie lähmt einen sonst. Und man kann nichts mehr tun und will nichts mehr tun. Oder meint, dass es sich eh nicht lohnt. Dass eh alles zu spät ist.

Zuversichtlich sein heißt nicht: „Irgendwie wird alles schon werden.“ Nein, ich glaube, man darf sich nicht so ausgeliefert fühlen an die Zukunft. Man muss schon selber was tun. Und man kann das auch. Man kann was tun. Man kann sich nämlich immer entscheiden, wie man die Dinge ansehen will. Skeptisch, pessimistisch oder eben zuversichtlich

Zuversicht hilft einem ja, das, was notwendig ist, zu tun. Ich denke zum Beispiel an die Frauen und Männer, die ehrenamtlich in den sogenannten Vesperkirchen mithelfen. In zahlreichen Orten machen die jetzt in der kalten Jahreszeit wieder auf. Kirchengemeinden laden ein in ihre Räumlichkeiten, in die Kirche selbst oder in das Gemeindehaus. Die einen organisieren das Ganze. Andere stehen am Eingang und begrüßen die Leute, die kommen. Wieder andere teilen das warme Mittagessen aus oder nehmen sich Zeit für ein Gespräch. Manchmal kommt auch eine Ärztin vorbei oder ein Friseur. Die bieten ihre Dienste ohne Bezahlung an. Auch sogenannte Solidaresser sind ausdrücklich ebenso eingeladen. Man kann auch seine Mittagspause hier verbringen und mit anderen zu Mittag essen. Wer wenig hat, gibt wenig. Andere geben dafür mehr und tragen das Ganze mit.

Sicher, die Ursachen von Armut werden damit nicht beseitigt. Aber die Männer und Frauen, die in den Vesperkirchen mithelfen, setzen damit auch ein notwendiges politisches Zeichen. Wie kann es sein, dass in einem so reichen Land wie unserem, die Armut zunimmt? Wie kann es sein, dass eine zunehmende Zahl von Menschen im Niedriglohnsektor arbeiten muss? Mit der Aussicht auf eine Rente, die einmal kaum zum Leben reichen wird?

Zuversicht hilft einem, das, was notwendig ist, zu tun. Für mich gehören hierher auch die Frauen und Männer, die sich in Gemeinderäten oder Ortschafträten für ihren Ort einsetzen. Die brauchen ja oft ein dickes Fell. Scheinbar können Sie es keinem recht machen. Und mit Kritik ist man immer weniger zimperlich. Beleidigungen und Drohungen scheinen manchmal normal zu werden. Ich habe mir vorgenommen, was dagegen zu sagen, wenn über sie hergezogen wird. Und ihren Einsatz wertzuschätzen, den sie für andere bringen. Und bei Kritik will ich sachlich bleiben. Demokratische Kultur beginnt immer auch von unten.

Man könnte ja noch manches andere hier erzählen. Wahrscheinlich fallen Ihnen auch Menschen ein, die Zuversicht ausstrahlen. Die sich einsetzen für andere. Vielleicht sind Sie ja selber so ein Mensch. Mir zeigt das, man darf die Hände nicht in den Schoß legen. Man darf sich nicht an die Zukunft ausgeliefert fühlen. Man kann nämlich was tun. Schon im Kleinen. Und damit zeigen, dass man ein zuversichtlicher Mensch ist.

Das wünsche ich Ihnen, heute, wo das neue Jahr schon wieder zwölf Tage auf dem Buckel hat. Dass Sie mit Zuversicht durch dieses Jahr gehen können. Und mit Gottvertrauen. Christenmenschen leben von der Zuversicht, die auf Gott vertraut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30140
weiterlesen...