SWR4 Abendgedanken

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06JAN2020
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„Als kleine Königin unterwegs zu sein, macht einfach Spaß.“ erzählt mir Hannah. Sie ist 10 Jahre und Sternsingerin. Sie sagt: „Viele Leute freuen sich, wenn wir kommen. Und Süßigkeiten gibt es für alle genug.“ Seit 60 Jahren gehen in diesen Tagen Kinder in ganz Deutschland von Tür zu Tür: die Sternsinger. Sie verkleiden sich als Könige, singen und sammeln Spenden. Vor allem die Kleinen sind richtig stolz, wenn sie zum ersten Mal dabei sein dürfen. 

Thomas ist schon viele Jahre dabei. Er sagt: „Manchmal ist es schon anstrengend, wenn so ein kalter Wind ist. Wenn wir klingeln, bleiben auch viele Türen zu. Oder es heißt: Ich habe nichts zu verschenken. Haut ab ihr kleinen Bettler.“ 

Was mich beeindruckt: Es ist die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder weltweit. Im letzten Jahr kamen über 50 Millionen € an Spenden zusammen. 

In diesem Jahr sammeln die Kinder für den Frieden im Libanon. Die Situation dort ist schwierig. Das kleine Land hat mehr als eine Million Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Es gibt große wirtschaftliche und politische Probleme. Für viele Kinder dort muss die Zukunft wie ein dunkles Loch erscheinen: Schule, Ausbildung und Beruf - im Libanon ist nichts sicher. 

Ich finde es Klasse, dass Kinder bei den Sternsingern lernen, etwas für andere zu tun. Die Welt zu verändern, denn allein schafft das keiner. Aber wenn sich bei der Aktion Hundertausende Kinder zusammentun, dann geschieht etwas. Da machen sie die Erfahrung: Wir können etwas bewegen, weil wir eine gemeinsame Idee haben. 

Die Sterndeuter vor 2000 Jahren hätten sich bestimmt gefreut, wenn sie gesehen hätten, wie viele kleine Könige heute einen Stern durch die Straßen tragen. Ein goldener Stern an dunklen Tagen im Januar. Für mich ist es auch in diesem Jahr ein starkes Hoffnungszeichen. Möge der Friede hier und im Libanon wachsen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30094
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