SWR2 Wort zum Tag

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04JAN2020
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Jetzt sind sie wieder überall unterwegs – die Sternsinger. Kinder und Jugendliche, die als Könige verkleidet von Tür zu Tür gehen, singen und Spenden sammeln für einen guten Zweck. Ich bin jedes Jahr fasziniert, wie viele junge Leute bereit sind, sich dafür auf den Weg zu machen – inzwischen auch in ökumenischer Verbundenheit. Bei der Sternsinger-Aktion unserer katholischen Schwestergemeinde sind auch evangelische Kinder und Jugendliche ganz selbstverständlich dabei.

Sich auf den Weg machen – davon handelt auch biblische Geschichte, von der die Sternsinger sich leiten lassen. Drei weise Männer– oder eben: Könige – aus einem fernen Land im Osten, so erzählt das Matthäusevangelium, brechen zu einer weiten Reise auf, weil eine Himmelserscheinung, ein Sternbild, sie auf die Geburt eines Königskindes hinweist. Sie werden neugierig und ziehen los. Auf der Reise erleben sie Überraschendes – und erfahren am Ziel, im Stall von Bethlehem, ein großes Glück: „Hocherfreut“ sind sie, heißt es in der Bibel, als sie den Stern über der Krippe sehen und das Kind finden.

Ich bin sicher: Vielen Kinder und Jugendlichen und ihren Begleitern, die sich in diesen Tagen als Sternsinger auf den Weg machen, geht es ähnlich. Sie sind gemeinsam unterwegs, machen neue Erfahrungen – und sie spüren das Glück, etwas Sinnvolles, ja etwas Gutes zu tun. Und zwar auf doppelte Weise: Das eine sind die Spenden, die sie sammeln – in diesem Jahr ist der Erlös der Sternsingeraktion in vielen Gemeinden für Friedens- und Bildungsprojekte im Libanon bestimmt. Das andere aber sind ihre Lieder und ihr Segen, den sie in alle Häuser bringen. Oft auch dahin, wo selten jemand klingelt und noch seltener Besuch kommt.

Ich finde die Geschichte von den Königen aus dem Morgenland – und die Begeisterung der Kinder, die in ihrem Namen unterwegs sind – wirklich motivierend. Sie macht mir Lust, mich selbst auf den Weg zu machen. Innerlich und dann auch äußerlich. Vielleicht wird es eine ganz kurze Reise, die nur in die Nachbarschaft führt. Aber auch da gibt es oft viel zu erleben und zu entdecken, wenn man den Mut hat, mal wieder zu klingeln und guten Tag zu sagen.

Und wer weiß: Vielleicht ist auch da, hinter einer beliebigen Wohnungstür, das Kind in der Krippe zu finden. Bei der älteren Dame, die so vergesslich geworden ist. Oder bei dem neuen Nachbarn, von dem man nie etwas hört. Weihnachten heißt ja: Gott wohnt bei den Menschen.

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