SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

03JAN2020
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Jetzt sind die Feiertage schon fast wieder vorbei. Manche sind ja froh darüber und sagen: Gott sei Dank sind die stillen Tage vorbei. Manchmal sind die „stillen Tage“ ja gar nicht so ruhig. Aber ist es nicht doch auch schön, dass so viele gern zu Besuch gekommen sind? Dass so viele gedacht haben: Wenigstens einmal im Jahr möchte ich sie alle sehen und hören, wie es geht und erleben, wie sie miteinander umgehen? Ich fand das schön, auch wenn es natürlich ein bisschen anstrengend war. Und irgendwas ist doch auch immer dabei gewesen, was mich noch weiter beschäftigt. Über manches, was ich gehört und erlebt habe, mache ich mir Sorgen, klar. Aber vieles hat mich auch gefreut. Und manches ist vermutlich auch untergegangen in dem Betrieb, wenn die einen gerade angekommen sind und die anderen schon wieder eingepackt haben.

Ich will deshalb in den kommenden Tagen noch mal genau überlegen, was war. Fotos anschauen, nochmal bedenken, was ich Neues erfahren habe. Vielleicht finde ich morgen oder übermorgen Ruhe zum Beten – für die Kinder und die Enkel, dass sie fröhlich ins Neue Jahr starten können und fröhlich ihre Wege gehen. Für die Geburt, die bevorsteht, für die Kranken, die noch immer Geduld haben müssen. Mir tut das Beten gut. Es entlastet mich, wenn ich Gott sagen kann, was mich unruhig macht. Und es vertieft mein Glück, wenn ich Danke sagen kann.

Ein bisschen geht es mir mit all dem in diesen Tagen wie Maria, von der es am Ende der Weihnachtsgeschichte heißt: „Sie behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen“ (Lk2, 19). Für Maria, die Frau, die ein Kind geboren hat im Stall, kein Raum in der Herberge – für sie war das ja zunächst auch einfach anstrengend. Vielleicht hat sie sich ein bisschen allein gefühlt unter all den Menschen. Und ein bisschen enttäuscht war sie vielleicht auch: Immerhin hatte ein Engel ihr diese Geburt eines Gotteskindes angekündigt. Hätte sie da nicht mehr erwarten können als einen Stall und ein paar heruntergekommene Hirten?

Aber Maria hat nicht gesagt: Bloß gut, dass es jetzt vorbei ist. Weg mit all dem. Bloß gut, dass der Alltag wieder anfängt. Maria hat es behalten. Und versucht, zu verstehen. Das braucht Zeit. Vielleicht ein paar Tage. Vielleicht noch eine ganze Weile. Probieren Sie das mal. Sie werden sehen: Es tut gut.

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