SWR4 Abendgedanken

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30DEZ2019
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„Wie gnädig hat Gott einen geführt, dass man aus dieser Misere heraus ist“. Das hat der Dichter Theodor Fontane 1876 an seine Frau geschrieben und mit Misere hat er seine und ihre ärmliche und unsichere Kindheit und Jugend gemeint. Fontane wurde heute vor 200 Jahren, am 30. Dezember 1819 in Neuruppin geboren. Seine Romane, „Effi Briest“ vor allem, haben ihn später berühmt gemacht. Und seine Gedichte lernen Kinder bis heute in der Schule. Vielleicht kennen sie auch das Gedicht von John Maynard oder vom Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland und seinem Birnbaum.

Zu seinen Lebzeiten allerdings hatte Fontane Mühe, mit seiner Schriftstellerei die Familie durchzubringen. Als er endlich, mit Ende fünfzig einen Posten als Sekretär der Preußischen Akademie der Künste bekommen hat, gab er den schon nach zwei Monaten wieder auf. Seine Frau war entsetzt. Und Fontane tröstet sie mit diesem Satz „Wie gnädig hat Gott einen geführt, dass man aus dieser Misere heraus ist“. Diese Erfahrung aus der Jugend hat ihm Mut gemacht, den Posten aufzugeben, in dem er sich eingeengt fühlte. Fontane war sicher: Gott wird die Familie auch in der Zukunft erhalten, „durch die bescheidenen Erträge meines Fleißes und meines Talents“.

Theodor Fontane hätte sich selber wohl nicht als frommen Christen bezeichnet. „Personen, für die etwas absolut feststeht“, waren ihm unheimlich, hat er einmal gesagt. Aber natürlich kannte er sich aus mit dem christlichen Glauben. Und als er 1870 in französische Gefangenschaft geriet und ihm die Todesstrafe drohte, da hat ihn ein Gesangbuchvers von Paul Gerhardt Kraft gegeben. „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt, der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken Luft und Winden gib Wege Lauf und bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“ In seinem Buch „Kriegsgefangen“ hat Fontane das später erzählt.

„Wie gnädig hat Gott einen geführt…“ ich finde das ist ein guter Satz, auch für Tage wie diesen 30. Dezember. Am vorletzten Tag des Jahres schauen viele zurück. Ich hoffe und wünsche, Sie können das heute auch so sagen. Und Zuversicht daraus schöpfen für das neue Jahr.

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