Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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29JAN2008
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Vereine und Verbände brauchen sie so dringend wie Pflanzen das Wasser. Ehrenamtliche Helfer, die sich nicht zu schade sind, anzupacken, wo Not am Mann ist. Die nicht erst hinterfragen, zweifeln oder abwimmeln, sondern loslegen. Wer damit zu tun hat weiß, wie ermüdend, manchmal zermürbend es ist, geeignete Leute für anstehende Projekte zu finden. Da ist es gut zu wissen: Die Lioba, den Leon, die Maria kannst du fragen, wenn wirklich kein anderer sich für dies oder das finden lässt. Gott sei Dank gibt es solche Menschen, aber man muss aufpassen: Denn leicht kann man solche guten Seelen ausnützen, schnell sie überfordern. Solchen Menschen wünsche ich einen Neinengel. Nein, kein geflügeltes Wesen, falls es das überhaupt gibt. Sondern einen, der hilft auch mal „Nein“ zu sagen. Jemand, der die nötige Klarsicht und Distanz hat, seine Schützlinge zu begleiten, zu führen und zu korrigieren und so für sie wie ein Engel ist.
Und noch andere Menschen können einen Neinengel gebrauchen. Menschen, die sich allzu schnell dem sogenannten Mainstream anschließen. Die sich also der vorherrschenden Meinung anpassen, das behaupten, was alle sagen, ohne ihre Aussage kritisch zu hinterfragen. Beide Gruppierungen brauchen diesen Neinengel.
„Es muss ein starker Engel sein, der uns den Mut macht für ein „Nein““ steht in meinem Kalender. Der Text stammt von der Dichterin Jutta Richter. Und weiter schreibt sie, dass ein Neinengel ein wahrer Kämpferengel sein muss, einer
„der gerade geht,
der sicher auf beiden Füßen steht.
Ein trotziger Engel, hell wie der Tag.
Einer, der offene Worte mag.
Das muss ein starker Engel sein,
der den Mut macht für ein Nein.“

Jutta Richter, Kalender Andere Zeiten, (gekürzt)


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