SWR2 Wort zum Tag

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31DEZ2019
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Es ist gut, wenn man zwischen den Jahren eine Art Zwischenstopp einlegt. Zurückschauen. Altes quasi ausatmen. Damit neuer Atem Kraft geben kann, neu aufzubrechen.

Ein kleiner Satz aus dem Alten Testament erinnert mich, dass es auf Zwischenstopps ankommt. „Sie lagerten sich am Rande der Wüste,“ (2. Mose, 13, 20) heißt der kleine Satz. Er wirkt nebensächlich, überflüssig. Wenn man bedenkt, dass er zur größten Erzählung des Alten Testaments gehört. Der vom Auszug der Israeliten aus der Gefangenschaft in Ägypten. Wie gerät so ein Sätzchen in eine Erzählung vom Aufbruch in die Freiheit? Vielleicht, weil Aufbrüche nicht gelingen, wenn man sie atemlos angeht. Oder als pures „weiter so“.

Die jüdischen Menschen, von denen hier erzählt wird, hatten sich befreit aus schlimmen Umständen. Nun standen sie am Rand der Wüste, gedacht ist wohl an die Halbinsel Sinai, damals wie heute eine unwirtliche Gegend. Da sollten sie hinein, wollten sie eine neue Zukunft haben. Aber sie gehen nicht schnurstracks. Sie lagern. An Schwellen und Epochenübergängen tut man gut daran, Kraft zu schöpfen.

Zwischenstopp: Der Blick in den 2019er Kalender ruft mir vieles in Erinnerung. Ich sehe Menschen vor mir, die mich durch dieses Jahr begleitet haben. Manchmal auch getragen. Andere sind ganz neu in mein Leben getreten, beleben es neu und machen mich eindringlich darauf aufmerksam, wieviel Verantwortung jeder von uns hat für die Zukunft des Lebens auf Gottes Erde.

Einige Menschen sind in diesem Jahr gestorben. Real begegnen kann man ihnen nicht mehr. Aber verinnerlichen und weitertragen, was sie mir gegeben haben.
Ich denke und bete für andere, die auch im neuen Jahr viel Energie brauchen werden, um hoffentlich wieder gesund zu werden.

Versäumnisse fallen mir ein, für die ich um Vergebung bitten muss. Und versuchen, sie nicht mehr zu wiederholen. Sondern mich anders zu verhalten.

Auch hier ist die kleine Episode in der Bibel vom Zwischenstopp am Rand der Wüste interessant. Es heißt: Als die Israeliten dann ihren Weg in die Wüste begonnen haben, ging Gott vor ihnen her. Am Tag in einer Wolke und bei Nacht in einem Feuerschein.

Ich nehme das als symbolische Aussicht. Dass Gott mitgeht ins neue Jahr und in die Zukunft leitet. Die Menschheit steht an und in einem globalen Epochenwandel.
Ich glaube, wir brauchen inneres Feuer, das uns befähigt, viele Dinge nicht mehr nur bequem weiterzumachen. Aber wenn wir uns an der Menschenfreundlichkeit Gottes und an der Verantwortung für seine Erde orientieren, dann werden wir den Weg in die Zukunft finden, hoffentlich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30037
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