SWR3 Gedanken

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11JAN2020
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Kein Piepsen an der Kasse, keine Werbung im Hintergrund und sanft gedämpftes Licht im Laden. So sieht die „quiet hour“ aus. Diese „Stille Stunde“ hat seit kurzem eine neuseeländische Supermarktkette in ein paar ihrer Filialen eigeführt. Eine Stunde lang läuft alles im Geschäft weniger hell, weniger laut und weniger hektisch.

Die Idee dazu kommt von einem Mitarbeiter, der einen autistischen Sohn hat. Die vielen Lichter und die Hintergrundbeschallung im Laden waren zu viel für ihn. In der „quiet hour“ kann er jetzt wieder einkaufen. Einmal pro Woche wird es seither eine Stunde ruhig im Laden. Und das kommt nicht nur Menschen mit Autismus zu Gute. Auch andere, die von der vielen Werbung im Hintergrund genervt sind, gehen lieber zu dieser Zeit einkaufen.

Ich muss sagen, ich kann das gut verstehen. Wenn ich zum Beispiel in einer Kneipe oder im Restaurant bin und überall hängen Bildschirme, auf denen Musikvideos laufen; dann geht es mir ähnlich. Ich finde es dann gar nicht so einfach, mich voll auf die Leute um mich herum und auf unser Gespräch zu konzentrieren.

Ich habe mir jetzt meine persönliche „quiet hour“ eingerichtet – und zwar beim Essen. Mein Vorsatz fürs neue Jahr: Ich nehme mir mehr Zeit beim Essen und mache nichts Anderes nebenher – außer reden und zuhören, das gehört für mich zu Mahlzeiten dazu. Wenn ich allein bin, lese ich nichts nebenher und so oder so bleibt mein Handy aus.

Bisher hat es gut funktioniert und ich merke, dass mir das richtig guttut. Ich bin aufmerksamer für den Duft, für den Geschmack oder für Gespräche, die beim Essen entstehen; und ich fühle mich danach tatsächlich ausgeruhter.

Egal ob bei mir am Küchentisch oder im Supermarkt: Die Idee ist einfach: Weniger ist eben manchmal mehr.

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