SWR3 Gedanken

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10JAN2020
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Christian, ein ehemaliger Kollege von mir, hat in seinem Garten einen „Ort der Erinnerung“. Der Platz erinnert ihn an Verstorbene aus der Familie oder aus dem Freundeskreis. Ganz hinten im Garten hat er dafür einen kleinen Bereich abgegrenzt. Zwischen vielen Pflanzen gibt es eine Kerze, einen großen Stein und einen Tonkrug. Die Kerze zünden sie in der Familie an besonderen Tagen an, sagt er. Zum Beispiel am Geburtstag oder am Todestag von jemandem. Der Stein steht für schwere Momente im Leben, wenn man zum Beispiel um jemanden trauert. Und der Tonkrug erinnert an das erste Wunder von Jesus, wo er Wasser zu Wein verwandelt hat. Für Christian steht er dafür, dass er darauf hofft, dass sich Dinge verwandeln können.

Wenn er mir nicht erklärt hätte, was die Symbole bedeuten, wäre mir gar nicht aufgefallen, dass dieser Ort an Verstorbene erinnert; so ganz ohne Namen, Bilder oder Grabsteine. Ich finde die Idee toll und habe mich richtig wohlgefühlt in der Ecke.

Mir ist aufgefallen, dass der Platz direkt neben dem Kompost liegt. Christian meint, das war Zufall, weil der Ort so weit wie möglich vom Haus weg sein sollte. Er will nicht ständig mit alten Erinnerungen konfrontiert sein. Er möchte lieber hingehen können, wenn es ihm passt. Und beim Kompost ist es ja genauso, den will man auch nicht die ganze Zeit riechen müssen. Im Nachhinein, sagt er, passt das ganz gut, dass die beiden direkt nebeneinander sind: Der Komposthaufen ist ja auch ein schönes Zeichen dafür, dass es nach dem Tod verwandelt weitergeht.

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