SWR3 Worte

SWR3 Worte

Nächstenliebe ist Liebe zwischen Gleichen. Aber selbst die, die uns gleichen, sind nicht einfach uns „gleich“. Insofern wir Menschen sind, sind wir auf Hilfe angewiesen – heute ich, morgen du. Aber dieses Angewiesensein auf Hilfe heißt nicht, dass der eine hilflos, der andere mächtig ist. Hilflosigkeit ist ein vorübergehender Zustand; die Fähigkeit, auf eigenen Füßen zu stehen und zu laufen, ist dagegen der bleibende, allen gemeinsame Zustand.
Demnach ist die Liebe zum Hilflosen, die Liebe zum Armen und zum Fremden der Anfang der Nächstenliebe ... Erst in der Liebe zu denen, die für uns keinen Zweck erfüllen, beginnt die Liebe sich zu entfalten.

Erich Fromm, Die Kunst des Liebens, Frankfurt/Berlin/Wien: Ullstein 1980, 59f
(Nettozeit: 45,55)

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