SWR3 Gedanken

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21DEZ2019
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Alle Jahre wieder: ab in die Kirche. Der Kirchgang zu Weihnachten oder im Advent gehört für die meisten dazu. Wobei, einige besuchen auch unterm Jahr den Gottesdienst und viele gehen am Ferienort als erstes in die Kirche. Denn diese Räume sind nun mal besonders. Schon beim Eintreten … „Da vorn unter den Schwebenden, da will ich hin“, murmelt das schlaksige Mädchen neulich am Kirchenportal, zieht das bauchfreie Top etwas tiefer und setzt sich schnurstracks still unter den Engel im Altarraum.

Kirchen sind Orte mit Anziehungskraft. Die Sagrada Familia in Barcelona, Notre Dame in Paris. Sie hat übrigens jährlich mehr Touristen angezogen als der Eiffelturm, und kurz nach dem Brand war der Wiederaufbau beschlossen. Großartig in Speyer auch der Kaiserdom oder „meine“ Gedächtniskirche. Aber es müssen nicht mal besondere Kirchen sein. Im Gedächtnis bleibt auch der Raum, in dem ich Besonderes erlebt habe, wo ich konfirmiert wurde oder getraut. Oder wo ich an Heiligabend den Baum bewundere und Stille Nacht singe. Wo es mir warm wird, auch wenn der Atem gefriert.

Kirchen haben eine eigene Aura. Der hohe Raum lässt aufatmen, macht die Seele weit und umfängt mich zärtlich. „Es war so ruhig unter dem Engel da vorn in der Bank“, sagt das Mädchen, zurück am Kirchenportal. Ja, Kirchen sind Anders-Orte. Das macht sie so faszinierend. Noch steht die Kirche meist im Dorf oder der Stadt. Einige werden aufgegeben. Oder auch umgenutzt. Für Stille, Meditation, Musik oder Theater. So soll es auch sein, das Gotteshaus: offen für Menschen. Wir sehen uns. Spätestens Heiligabend.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29984
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