SWR3 Gedanken

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19DEZ2019
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Dieser Tage bei der Probe zum Krippenspiel. Ganz echt soll es diesmal werden, sogar das Christkind. „Dein Bruder kann in die Krippe, der ist ja noch ein Baby“, meint die Mama von Marie, die natürlich die Maria spielen will. „Oh nein“, empört sich die Kleine, „der hat noch Windeln und wenn der dann stinkt…“

Tja, das ist ein Problem. Sogar mit dem Christkind. Es liegt auch in Windeln. Nicht in edlen Wegwerfwindeln, eher in groben Tüchern, die immer wieder gewaschen werden. Nicht, weil Maria und Josef so „öko“ gewesen sind, sondern so einfach. Ja, auch ihr Jesuskind ist ein „kleiner Hosenscheißer“. Das klingt so skandalös wie es ist. Schon für die Leute damals. „Das habt zum Zeichen“, heißt es in der Weihnachtsgeschichte, „ihr werdet finden ein Kind in Windeln gewickelt“. Armseliger geht’s kaum.

Selbst Gottes Sohn ist angewiesen auf Mutter und Vater mit seinem Windelhintern. Schwer vorstellbar. Darum wird oft versucht, die Windeln wenigstens rein zu waschen. Im Lied „Ihr Kinderlein kommet“ heißt es, „in reinlichen Windeln das himmlische Kind.“ Dabei werden sie so dreckig gewesen sein wie bei anderen Babys. Und genau das ist ein gutes Zeichen. Die Windeln zeigen, wie skandalös Jesus selbst ist. Als großes Kind, als naiv wird er später belächelt, weil er Nächstenliebe predigt. Als Hosenscheißer beschimpft, weil er nie zurückschlägt, sondern friedliebend ist. Aber genau das macht dieses himmlische Kind so menschlich. „Na gut“ - die Krippenspielmaria zeigt auf den kleinen Bruder, „mit einer frischen Windel darf er Jesus spielen“.

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