SWR3 Gedanken

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16DEZ2019
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Montag. Noch acht Tage bis Heiligabend. „Au weia, was ich bis dahin noch wegarbeiten muss“, stöhne ich am Telefon. „Und vergiss nicht das Wichtigste, die woliba“, flötet meine Freundin Mona am anderen Ende der Leitung. Und der Welt. Sie lebt gerade in Canada. „Woran soll ich auch noch denken“, frage ich kurz vorm Schweißausbruch, „an welche woliba?“ „Na, an deine work-life-balance. Wo-li-ba, you got it?“, meint Mona.

„Kannst du das auch deutsch sagen? `Arbeite, um zu leben´. Und nicht umgekehrt. All die Sprüche halt“, nörgle ich, „dabei lebe ich ja auch in meiner Arbeit“. Gut, es fällt mir nicht immer leicht, die richtige „balance“ zu finden zwischen Privatleben und Arbeitsleben. Und das gehetzte Stöhnen gehört allzu oft dazu. „Nun ja, unter uns Pfarrerstöchtern“, sage ich zu Mona, „es heißt schon in der Bibel über unser Leben: `Wenn's köstlich war, ist es Mühe und Arbeit gewesen´. Heißt doch wohl, es kann auch `köstlich´ sein zu arbeiten, oder?“ (Psalm 90).

„Klar, wenn die Arbeit dich auch glücklich machen kann“, meint Mona. Wir haben noch länger geplaudert, was unser Leben gerade so macht - was uns glücklich macht an Arbeit. Etwa einen Text rechtzeitig fertigbekommen, der auch noch gut ankommt. Endlich die Fenster geputzt haben oder Briefe an die Freunde geschrieben. Alles Arbeit. „Arbeit ist ja nicht nur, wofür ich bezahlt werde“, sage ich, „und wenn sie sinnvoll ist, ist sie unbezahlbar“. „Ja, genau wie Nichtarbeiten. Nimm Auszeit und komm mich besuchen an den Feiertagen“, säuselt sie, meine woliba-Freundin. Nun ja, ob das klappt…

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