SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

12DEZ2019
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Heute ist Halbzeit im Advent. Noch zwölf Tage bis Weihnachten. Genug Zeit, um Gutes zu tun. Denn das ist der Advent für mich in erster Linie. Eine Zeit, um Gutes zu tun. Auch aus Dankbarkeit, dass Jesus Mensch geworden ist. Ich profitiere nämlich spürbar davon, dass ich etwas von Jesus weiß. Ich denke, er lenkt mein Leben immer wieder in die richtige Bahn. Zum Beispiel, wenn ich meine, mich darauf verlassen zu können, was ich so alles besitze: ein sicheres Auto, einen vollen Kühlschrank. Für ihn war das Haben nicht so wichtig. Er hat davor gewarnt, sich auf das Materielle zu verlassen. Alles vergänglich, alles vorläufig. Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, hat Jesus gesagt. Weil er dazu von Gott gesandt und ein Mensch geworden ist. Damit wir uns nicht verzetteln in den Sicherheiten, die nichts nützen, wenn es ernst wird. Am Ende seines Lebens ist man so nackt wie am Anfang. Davon erzählt bereits Lukas in seinem Weihnachts-Evangelium, wenn er Jesus in einem Viehstall zur Welt kommen lässt: nackt und bloß in einem Krippelein. Für mich ist das in erster Linie Advent. Mich Jahr für Jahr neu darauf einzustellen, dass Gott mir und der ganzen Welt mit Jesus etwas sagen will. Dass ER nahe an unserer Seite steht - eben wie von Mensch zu Mensch. Bei wem das ankommt, der will selbst auch Gutes tun.

Also achte ich im Advent so wenig wie möglich darauf, was ich habe, sondern überlege, wie ich damit einem anderes etwas Gutes tun kann. Jeden Tag eine Kleinigkeit. Ich gehe nicht an dem Bettler vorbei, der immer an der gleichen Stelle auf dem Boden sitzt. Und überleg‘ nicht lange, was er mit dem bisschen Geld von mir wohl anstellen wird. Ich plane Zeit ein für Besuche, die ich lange vor mir hergeschoben habe. Ich prüfe, wo ich endlich mal wieder etwas spenden sollte; mich erreichen das Jahr über viele solche Briefe und Nachrichten. Wenn jemand an der Straße steht und mitgenommen werden will, unterdrücke ich den normalen Impuls, weiterzufahren, sondern halte an.

Wenn ich abends zu Hause bin und die Kerzen am Adventskranz anzünde, dann denke ich nochmals daran, an diese eine Kleinigkeit, die heute gut war. Nicht selten ist das das Schönste vom ganzen Tag. Wie schön: Es sind noch zwölf Tage bis Weihnachten.

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