SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

11DEZ2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wann kommt der Messias? Das war eine Frage, die die Menschen in Israel immer umgetrieben hat. Bis heute ist das so. Gläubige Juden hoffen nach wie vor, dass bald der kommt, der die Welt rettet. Er kommt im Namen und Auftrag Gottes und schafft endlich Ordnung.

Wenn ich mir unsere Welt so anschaue, dann hätte er genug zu tun. Dass Völker sich bekriegen, dass Menschen aufeinander losgehen - das will Gott nicht. Er hat uns große Freiheit gegeben. Wir haben bei vielem freie Hand. Aber dass wir die so einsetzen, dass andere zum Schaden kommen, das sollte nicht so sein. Wenn der Messias kommt, soll das anders werden. Er schafft Frieden. Er zeigt, wie man mit dem Geld, das man für Waffen ausgibt, etwas machen kann, was nützlich ist. Zum Beispiel dort zu helfen, wo Kinder verhungern. Solche Orte gibt es zuhauf. Vieles ist so ungerecht verteilt unter uns. Die einen werfen Unmengen von Lebensmitteln weg, weil sie nicht schön genug sind, weil Brot vertrocknet oder das Mindesthaltbarkeitsdatum des Joghurts abgelaufen. Andere haben buchstäblich nichts. Skandalen wie diesen würde der Messias ein Ende setzen. Die Juden geben diese Hoffnung bis heute nicht auf. Und ich frage mich: Muss ich als Christ nicht auf darauf warten? Obwohl für mich als Christ der Messias schon gekommen ist. In der Gestalt des Jesus aus Nazareth vor 2000 Jahren. Im Advent erinnert die ganze Christenheit sich daran, dass es so passiert ist. Aber was ist dann mit all dem, was noch immer so krank und ungerecht ist auf unserer Welt? Trotz Jesus?

Ja, da steht noch was aus. Da fehlt noch etwas. Gott hat sich noch nicht ganz durchgesetzt. Das spüren wir überall. Es sollte nicht sein, dass wir unsere schöne Erde kaputt machen. Leider stimmt der Satz: Geld regiert die Welt. Deshalb werden keine Maßnahmen beschlossen, die den Schwerverkehr auf die Schiene bringen. Deshalb werden kostbare Rohstoffe wie Erdöl und seltene Metalle ohne Maß und Ziel abgebaut. Deshalb wurschteln wir weiter wie bisher. Bis es zu spät ist, das steht zu befürchten. Von Jesus wissen wir, dass er ein bescheidenes Leben geführt hat. Lieber weniger als zu viel, war sein Motto, oft ohne Worte. Weniger zu besitzen, weniger zu verbrauchen, weniger zu verurteilen, sich weniger um sich selbst zu drehen. Seit Jesus auf unserer Erde war, wissen wir das. Und können etwas aus diesem Wissen machen, wenn wir wollen. Jetzt im Advent 2019. Ich gebe jedenfalls nicht auf. Ich halte daran fest, Gott mehr zuzutrauen als der Menschheit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29933
weiterlesen...