SWR3 Gedanken

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02DEZ2019
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Neulich haben Jugendliche bei uns in der Kirche mit Krampen geschossen. Mitten im Gottesdienst. Vielleicht kennen Sie das, mit Krampen schießen. Papier falten, auf ein Gummi spannen und zack – schon fliegt die Krampe los. Und trifft vielleicht jemanden.

Die Jugendlichen wollten niemanden treffen. Sie hatten auf ihre Krampen Sätze geschrieben. Und die wollten Sie als ihre Botschaft in den Kirchenraum schießen.

Die Jugendlichen sind die Konfirmandinnen und Konfirmanden unserer Gemeinde. Und im Konfirmandennachmittag haben Sie sich mit einem Satz aus der Bibel beschäftigt: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ Zuerst waren sie irritiert. Dem Frieden nachjagen, wie soll das denn gehen? Hat Jagen nicht mehr mit Bedrohen und Töten zu tun? Und auch klar, wenn Oppositionspolitiker sagen, dass sie die Regierung jagen werden, wollen sie vor allem einschüchtern.

Geholfen hat uns der Satz, der vor dieser Anleitung zum „Frieden nachjagen“ steht. Da heißt es: „Pass auf deine Zunge auf, dass du nicht lügst oder andere verleumdest.“ Frieden kommt nicht einfach so. Frieden braucht aktives Handeln, braucht Selbstdisziplin. Ein falsches Wort und der Frieden ist dahin. Auf dem Pausenhof genauso wie bei der großen Politik. Um Frieden müssen wir ringen. Miteinander. Mit voller Konzentration und allem Einsatz. Genauso wie beim Jagen.

Die Jugendlichen haben das im Gottesdienst umgesetzt. Auf ihre Krampen haben sie Sätze geschrieben, die guttun. Sätze, die Frieden stiften. Zumindest im Herzen, wo ja jeder Frieden anfängt. Diese Sätze haben sie dann als Krampen in den Kirchenraum geschossen. Ganz vorsichtig, dass niemand getroffen wird.

Wer im Gottesdienst war, konnte dann die Krampen aufheben und behalten. Getroffen wurden sie nämlich nicht. Aber viele waren berührt. Denn gelesen haben sie da zum Beispiel diesen Satz: „Schön, dass es dich gibt.“ Oder: „Du hast Talent.“ Oder: „Du bist ein wundervoller Mensch.“ Und: „Danke, dass du da bist.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29879
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