SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

28NOV2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Für 60 Sekunden ist es ganz still. Zehntausend Menschen halten inne. Beten für die Opfer von Krieg im Jemen oder Syrien. Denken an den Krieg am eigenen Nachbarszaun oder in ihnen selbst.

Eine besondere Schweigeminute, eingeleitet durch den Klang einer großen Glocke: Der „#PeaceBell“. Diese Friedensglocke ist die Idee des Künstlers Michael Patrick Kelly. Der Popstar hat sie gegossen und nun bei jedem Konzert auf seiner Tournee dabei. Mit Schweigen kennt er sich aus, sechs Jahre lebte er in einem Kloster.

Michael Patrick Kelly hatte gelesen, dass im 1. und 2. Weltkrieg etwa 150.000 Glocken beschlagnahmt worden waren, um daraus Waffen zu machen. Diesen Prozess wollte er umkehren – und so entstand die „#PeaceBell“. Gefertigt aus eingeschmolzenen Granathülsen, die er auf den Schlachtfeldern von Verdun fand. Der Klöppel ist ein G3-Maschinengewehr.

Auf der Glocke steht das fünfte der Zehn Gebote: Du sollst nicht töten! Und darunter ein Bibelvers aus dem Buch des Propheten Micha: „Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden […]. Sie erlernen nicht mehr den Krieg.“ (vgl. Micha 4,3)

Der Prophet Micha und Michael Patrick Kelly – sie sind sich einig: Schwerter zu Pflugscharen, oder eben: Gewehre zu Glocken. Diese Botschaft ist zeitlos und doch auch hochaktuell, denn gerade wurde bekannt, dass Deutschland dieses Jahres schon über 7,4 Milliarden Euro für Rüstungsexporte genehmigt hat- fast 3 Milliarden mehr als 2018. Michael Patrick Kelly findet: „das ist […] ein riesen Business. Und ich […] finde da muss […] ein Stoppschild her. […] Deutschland […] macht daraus auch Kohle und das ist moralisch gesehen ein absolutes No - Go.“

Ein Stoppschild, das hat auch die Friedenstaube, die auf der „#peacebell“ abgebildet ist, im Schnabel. Direkt neben dem fünften Gebot: „Du sollst nicht töten!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29852
weiterlesen...