SWR3 Gedanken

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Zu Weihnachten bekamen wir eine ganz besondere Schokolade geschenkt. Plantagenschokolade, hergestellt aus edlem Kakao einer ganz bestimmten Plantage auf der Insel Madagaskar. Genau genommen handelten Naschkatzen ja immer schon global, denn die zarteste Versuchung gab es noch nie vom Bauern um die Ecke. Kakao musste immer schon aus tropischen Anbaugebieten importiert werden. Neu ist freilich ein Trend, der sich nun immer öfter beobachten lässt. Nicht mehr irgendeine immer gleich schmeckende Schokolade soll es sein, sondern quasi sortenreine von einer ganz bestimmten Plantage auf Madagaskar, Venezuela, Puerto Rico oder sonst wo. Ein Allerweltsprodukt wie Schokolade bekommt plötzlich eine Geschichte. Mit ihr verbinden sich vielleicht Bilder und Erzählungen von jenem Land, seiner Landschaft oder dem Klima, in dem der Kakao wächst. Im besten Fall sogar mit jener ganz bestimmten Plantage und wenn das Ganze dann nicht nur in Südsee- und Tropenkitsch mündet, könnten sogar die Menschen in den Blick kommen, die dort die Kakaopflanzen anbauen. Oft genug in Armut und Unterentwicklung.
Was meine Schokolade angeht, habe ich mich tatsächlich ein wenig informiert, denn Madagaskar gehört zu den ärmsten Ländern der Erde. Der Hersteller versichert zumindest, direkt mit den Kleinbauern vor Ort zu kooperieren, sie als Partner fair zu behandeln und angemessene Preise zu bezahlen. Nur dann – so das nicht uneigennützige Kalkül – kann letztlich auch die hohe Qualität der edlen Bohnen gewährt bleiben. Wenn das wirklich stimmt, dann schmeckt die süße Nascherei sogar noch besser.

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