SWR4 Abendgedanken

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15NOV2019
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Keiner feiert Weihnachten alleine. Jeder hat seinen Platz in einer guten Stube im Kreis der Familie oder unter Freunden. Es wird gemeinsam gegessen und gesungen. Vielleicht geht man später zusammen in die Kirche. Das ist eine Vision; es wäre schön, wenn es genau so wäre. Aber die Realität am Fest der Liebe, die sieht anders aus. Mit Sicherheit auch in diesem Jahr.

Ich denke es ist nicht zu früh, wenn ich heute schon über Weihnachten spreche. In der kommenden Woche nämlich startet zum dritten Mal die Aktion „Weihnachten nicht allein“. Der Name der Aktion ist das Ziel: An den Weihnachtstagen so viele Menschen wie möglich zusammenzubringen, damit keiner alleine feiern muss. Im letzten Jahr haben sich mehr als 15.000 Menschen an der Aktion beteiligt, Menschen die Gäste aufgenommen haben und solche, die einen Platz am Tisch gesucht haben. Zusammengefunden haben sie über verschiedene Plattformen im Internet. Ich finde das eine ganz tolle Idee – und die Resonanz zeigt, dass die Aktion einen Nerv trifft:

Allein sein, einsam sein. Dieses Gefühl spüren jedes Jahr mehr Menschen, so belegen es Studien. Und zwar in jedem Alter: Alleinerziehende zählen zu dieser Gruppe, Menschen nach einer Trennung, Singles, Menschen in einer fremden Stadt, Berufs-Pendler. Und natürlich auch viele Senioren - wenn der Lebenspartner gestorben ist, die Kinder nicht in der Nähe sind oder es gar keine Familie mehr gibt.  Was man vielleicht nicht unbedingt erwartet: Die Einsamkeit bei der jüngeren Generation steigt stärker an als bei den Älteren.

In vielen Gemeinden feiern Senioren gemeinsam am Heiligen Abend, auch für Bedürftige oder Obdachlose organisieren soziale Einrichtungen oft ein Fest.  Die Zielgruppe der 30 bis 50-jährigen allerdings ist bislang kaum im Blick. Sie sind im Moment dabei, sich über die sozialen Medien im Internet selbst zu organisieren. „Keiner bleibt allein an Weihnachten“ – das ist die Vision. Es sind noch ein paar Wochen Zeit. Vermutlich gibt es auch in Ihrer Nachbarschaft oder Kirchengemeinde Menschen, die allein sind.  Wie wäre es da, eine Einladung auszusprechen? Und andersrum, wenn Sie alleine sind: Trauen Sie sich. Signalisieren Sie, nicht allein bleiben zu wollen an den Feiertagen. Ein Rentner aus Berlin hat es vor zwei Jahren vorgemacht:  Er hatte einen Zettel ans schwarze Brett eines Supermarktes gehängt - und konnte sich vor Anrufen gar nicht mehr retten. 

Für manche mag es ein Trost sein zu wissen, Gott ist immer da, ich bin nicht allein. Aber es ist allenfalls ein schwacher Trost. Vor allem an Weihnachten. Wenn die Straßen und Plätze leer sind und die Stuben in den Häusern erleuchtet. Weihnachten wird es eben erst dann, wenn Menschen sich begegnen – und gemeinsam auf das Kind in der Krippe schauen. 

 

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